
Wolltet ihr schon immer einen 90-er Anime spielen, und dabei nicht die freundliche Samstagmorgen-Variante? Vielleicht ist Mullet MadJack dann etwas für euch, das den Weg auf Xbox Series geschafft hat.
Ein wenig erinnerte mich der Titel auch an einen psychisch angeschlagenenen Videospielentwickler in einem nicht verbundenen Spiel. Dieser hatte die Idee, ein Spiel mit Mullets zu machen, inklusive Mullet Time. Damals wusste ich aber nicht, dass ein Mullet eine Frisur (auch bekannt als Vokuhila) ist, ich dachte an putzige pelzige Tierchen. Naja, pelzig passt vielleicht.
Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen (na gut, ich war in den 90ern zu jung für diese Art von Anime und Shooter).

Mullet Time!
Mullet MadJack spielt in einer dystopischen Zukunft, in dem intelligente Roboter, Robillionairs, die Welt beherrschen. Der Protagonist des Spiels erhält die Aufgabe, eine von einem Robillionair entführte Frau zu retten. Als Belohnung durch das Peace Corps winkt ein Paar neue Sneaker. Wer würde da nicht mitmachen?
Und damit andere teilhaben können, wird der Kampf durch ein Hochhaus live übertragen. Mit der Eigenart, dass der Protagonist Sekunden an Lebenszeit durch besiegte Roboter erhält. Sinken seine (je nach Schwierigkeitsgrad)vorgegebenen 10 Sekunden auf null, stirbt er jedoch. Eine Dystopie eben, selbst Unterhaltung ist grausam.

Boomer Shooter für eilige?
Mullet MadJack erinnert an alte Shooter (für die ich vielleicht ein bisschen zu jung bin). In first person bewegt man sich schnell und schießt dabei Gegner ohne Zoom oder extra Zielmodus ab, nur mit dem rechten Stick wird gezielt. Auch Treten ist möglich, was nicht zwangsläufig tödlich ist. Aber man kann so Gegner in schädigende Umgebungselemente schubsen. Zudem gibt es einsammelbare Items für One Hit Kills.
Wer sich als Boomer nicht hetzen lassen möchte, kann den niedrigsten Schwierigkeitsgrad ohne Zeitsystem wählen. Dann aber eben auch einfach. Nachdem ich den „vorgesehenen “ Schwierigkeitsgrad ausprobiert habe, wählte ich stattdessen einen darunter, der auch standardmäßig ausgewählt ist. Denn gerade mit dem Zeitsystem stirbt man doch recht schnell mal, und ich bin auch so oft genug gestorben.

Dann muss man das aktuelle Kapitel von vorne beginnen, das meist aus 10 Stockwerken besteht. Ein Stockwerk dauerte bei mir abseits von Bossen zwischen 30 und 50 Sekunden. Die Stockwerke sind normalerweise zufallsbasiert, man kann das optional auch ausschalten. Die Level sind linear mit teils kleinen Abzweigungen, aber Erkundung ist kein wirkliches Spielelement.
Zufällig ist auch die Auswahl im Laden bei Abschluss eines Stockwerks. Waffen, deren Upgrades und andere Boni wie zusätzlicher Zeitgewinn durch bestimmte Aktionen stehen zur Auswahl. Eine Option darf man auswählen. Bei Kapitelabschluss gibt es zudem permanente Upgrades wie die Möglichkeit, ein Upgrade beim Tod zu behalten. Auch Waffenupgrades lassen sich nur so für den Laden freischalten.

Mit jedem Kapitel kommen neue Gegner und Hindernisse dazu. Trotzdem fühlen sich spätere Stockwerke oft in großem Teil bekannt an. Aber das ist bei dem Spieltempo nicht weiter schlimm.
Ich mochte das schnelle Gameplay sehr und habe auch viele Tode gelassen weggesteckt. Rennen, schießen, springen, treten, dashen.
Bosskämpfe haben jedoch einen etwas anderen Ablauf und nicht den gleichen Flow. Sie finden in eigenen Räumen ohne Zeitlimit statt. Teilweise könnten Bosse etwas weniger aushalten. Der Endboss schließlich war mir zu schwer im Vergleich zu allem vorher und ich habe die Schwierigkeit gesenkt.

Weitere Modi
Wer nach der Story noch nicht genug hat, auch für den gibt es noch Optionen. Zusätzlich zum Speedrun-Modus des Storymodus gibt es auch einen Endless Mode, in dem weitere Sneaker winken. Und wer die Bosse besonders toll fand, für den ist ein Boss Rush vorhanden.
Fazit
Ich habe in den 90ern keine dystopischen, blutigen Anime gesehen. Aber die Aufmachung von Mullet MadJack gefällt. Auch vereinzelte Popkultur-Anspielungen dürfen nicht fehlen. Teilweise ist es nicht so wirklich authentisch für die 90er, zum Beispiel mit der Livestream-Aufmachung und Kommentaren wie „Like, comment and subscribe“. Aber nennen wir es künstlerische Freiheit.

Ich hatte auch trotz vieler Tode Spaß mit Mullet MadJack. Die schnelle, aber dabei unkomplizierte Action verursacht einen starken Sog. Da stört es auch nicht, dass die Level sich recht stark ähneln. Zumal das Spiel auch keine störenden Längen entwickelt. Lasst euch ein auf Mullet Time!

Vielen Dank an Epopeia Games für die Bereitstellung des Testmusters.
Getestet auf Xbox Series S.