
Das japanische RPG Crystar ist schon länger für PlayStation 4 und auch für Nintendo Switch erhältlich. Spike Chunsoft veröffentlichte nun eine Umsetzung für PlayStation 5. Diese habe ich mir angesehen. Gibt es Grund, Tränen zu vergießen?
Zwischen Leben und Tod
Die Protagonistin von Crystar, Rei Hatada, findet sich in ungewohnter Umgebung wieder. Zusammen mit ihrer Schwester Mirai ist sie in Purgatory gelandet. Dort wandern Seelen Verstorbener, bis sie den Kreislauf der Wiedergeburt bestreiten. Manche Seelen behalten jedoch genug Willensstärke, um dem normalen Weg zu trotzen. In Hoffnung auf eine Rückkehr ins Leben jagen sie ihrerseits nach Seelen. Mirais Seele wird von Rei getrennt und Ziel eines solchen Revenants.

Aber ein mysteriöser Schutzgeist gibt Rei die Kraft zu kämpfen. Ausserdem bieten zwei menschenähnliche Wesen, Mephis und Pheles, einen Pakt an, um Mirai wiederzubeleben. Ersetzt man das „und“ mit dem japanischen Pendant to, dann wirkt das noch vertrauenswürdiger.
Auf ihrem Weg findet Rei noch weitere Mitstreiter. Wird sie Mirai retten können oder nur bittere Tränen vergießen?
Andersweltliche Umgebung
Den Großteil des Spiels verbringt man damit, in verschiedenen Gebieten Gegner zu bekämpfen, dort findet auch ein großer Teil der Szenen statt. Die Gebiete wirken in ihrer Gestaltung unweltlich und durchaus stilistisch ansprechend. Spielerisch geben sie aber wenig her. Neben engen Wegen und weiteren Plätzen mit Gegnern läuft man oft in Sackgassen, die teils nicht einmal eine Schatztruhe bieten. Erkundungsdrang wird wenig gefordert.

Simple Action
Die Kämpfe in Crystar finden direkt in Echtzeit in den Gebieten statt. Einfache Kombos füllen SP, die man für erlernte Skills per Tastenkombination einsetzt. Auch eine sich langsam füllende Leiste gibt es, die man für einen kurzen stärkeren Modus verbrauchen kann. Dort kann man die verbleibende Zeit auch für einen Superangriff nutzen. Gegner werden teils in die Luft geschleudert. Man kann zwar auch selbst in der Luft kämpfen, aber der Übergang ist je nach Angriff nicht besonders flüssig, weshalb ich meist verzichtet habe.
Die Angriffsmuster der Gegner sind meist sehr sinpel. Zudem werden getroffene Gegner meist von eigenen Aktionen abgehalten. Bei mehreren oder starken Gegnern sollte man aber doch auch ausweichen. Neben dem Schaden können gegnerische Treffer den Kampffluss stark hindern, indem der Charakter für Sekunden zu Boden geworfen wird. Heilitems werden übrigens standardmäßig automatisch eingesetzt.

Rei ist nicht die einzige Kämpferin, aber es kämpft immer nur ein Charakter. Diesen kann man aber durchwechseln, was ebenfalls etwas dynamischer sein könnte. Die Charaktere unterscheiden sich neben Stärke auch in Angriffsgeschwindigkeit, Reichweite und verfügbaren Skills. Auch eine Fernkämpferin findet sich. Ein Charakter ist langsam und eher auf einzelne Gegner ausgelegt, was in Standardkämpfen etwas unpraktischer ist.
Eine Zeit lang kann das simple Kampfsystem schon Spaß machen, aber es trägt nicht über das gesamte Spiel hinweg. Auch Bosskämpfe sind keine besonderen Highlights. Teilweise besitzen diese auch Angriffe, denen ich nur schwer entgehen konnte. Aber die automatisch eingesetzten Heilitems helfen.

Tränen machen stark
Bei den Reisen durch Dungeons findet man allerlei Materialien. Ausserdem lassen manche Gegner Items fallen, die in der Basis als Ausrüstung identifiziert werden können. Das geschieht durch das Vergießen von Tränen.
Gleichartige Ausrüstung kann mithilfe von Materialien kombiniert und so stärker werden, natürlich nur in begrenztem Maße. Zudem kann Ausrüstung Slots für Modifikationen besitzen. Mit Materialien lassen sich dann zufällige Boni aktivieren. Da man aber bei normalem Spielen nicht übermäßig mit Material überschüttet wird, sollte man nicht allzu sehr auf bestimmte Boni hoffen.

Fazit
Ist Crystar zum Heulen? Wer nah am Wasser gebaut ist, wird in der Geschichte vermutlich das ein oder andere Tränchen vergießen, übertrieben wird jedoch nicht. Ein bisschen zum Heulen war anfangs ein seltsamer Fehler, bei dem ich bei jedem Spielstart erst circa 5 Minuten einen neuen Durchgang spielen musste, bis ich einen Speicherstand laden konnte. Später hatte sich das erledigt, ohne dass mir ein Patch aufgefallen wäre.
Geschichte und Charaktere sind solide, aber allein kein ausreichendes Argument. Besonders fröhlich sind die Hintergründe übrigens nicht, und auch Infos zu Gegnern deuten Dramen zu Lebzeiten ab. Der Stil ist ansprechend, wenn auch nicht technisch anspruchsvoll. Die Musik gefällt, mal klassisch traurig, mal elektrisch treibend. Leider trägt das Kampfsystem nicht über die gesamte Spieldauer von rund 30 Stunden je nach Spielstil. Dafür sollte es dynamischer und abwechslungsreicher sein.

Insgesamt hat mich Crystar aber trotz seiner Schwächen durchaus unterhalten.

Vielen Dank an Spike Chunsoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.