Skydance’s Behemoth (Review)

Mit The Walking Dead: Saints & Sinners und dessen Fortsetzung hat Skydance bewiesen, dass sie wissen, wie man packende VR-Erlebnisse schafft. Nach dem postapokalyptischen Zombie-Szenario wagen sich die Entwickler nun mit Behemoth in eine Fantasy-Welt voller mythischer Kreaturen und monumentaler Bosskämpfe. Die Erwartungen waren entsprechend hoch, da Skydance bereits bewiesen hat, dass sie immersive VR-Welten mit intensiven Nahkämpfen meistern können. Doch kann Behemoth diesen Erwartungen gerecht werden?

Gameplay — Im Bann des Kolossalen
Die Bosskämpfe: Groß, episch, unvergesslich

Die Bosskämpfe sind zweifelsohne das Herzstück von Behemoth — und sie halten, was sie versprechen. Die namensgebenden Behemoths sind gewaltige, einschüchternde Gegner, die in ihrer Präsenz und Inszenierung an Shadow of the Colossus erinnern. Jeder dieser Giganten hat seine eigenen Mechaniken und Schwächen, die es zu nutzen gilt. Spieler müssen sie erklimmen, Rüstungen brechen und gezielt Schwachstellen angreifen, was für ein packendes und forderndes Spielerlebnis sorgt. Jeder besiegte Behemoth hinterlässt das Gefühl, eine echte Herausforderung bestanden zu haben und beschert einem ein tolles Erfolgserlebnis.

Besonders beeindruckend ist die Inszenierung der Kämpfe. Eine Kreatur, die einem Drachen ähnelt, muss im Flug bekämpft werden, wobei der Spieler durch Kletterpassagen an seinem Körper entlang manövriert, um Rüstungsteile zu zerstören. Andere Behemoths bewegen sich am Boden und erschüttern die Welt mit jedem Schritt, was durch haptisches Feedback verstärkt wird. Das Verfolgen dieser gigantischen Kreaturen aus der Distanz baut Spannung auf, bis es schließlich zur Konfrontation kommt. Jede dieser Begegnungen fühlt sich monumental an.

Doch so imposant die Behemoths sind, so wenige von ihnen gibt es leider. Mit nur vier Bosskämpfen während der gesamten Kampagne sind die Höhepunkte rar gesät. Diese kämpferischen Gipfelmomente hätten deutlich öfter auftreten dürfen, um das Tempo des Spiels besser zu halten.

Kampf gegen menschliche Gegner: Spannend, aber irgendwann monoton

Zwischen den Bossen begegnet der Spieler regelmäßig menschlichen Gegnern wie Banditen, Bogenschützen und Nahkämpfern. Diese Kämpfe bieten Abwechslung, können aber mit der Zeit ermüdend werden. Während die ersten Auseinandersetzungen noch spannend sind, wird die Masse an Begegnungen später zur Geduldsprobe.

Der Kampf selbst ist defensiv ausgelegt und erfordert Präzision. Angriffe der Gegner müssen durch gezieltes Parieren abgewehrt werden. Dies geschieht, indem man die eigene Waffe in entgegengesetzter Richtung der Angriffsbewegung des Gegners hält. Gelingt dies, wird der Gegner kurzzeitig betäubt, was ein Zeitfenster für einen Konterangriff eröffnet. Der Spieler kann zwischen verschiedenen Waffentypen wie Schwertern, Äxten, Dolchen und Bögen wählen. Das Parieren fühlt sich befriedigend an, erfordert aber gutes Timing. Ein unkoordiniertes Schwingen der Waffen wird durch die Ausdauermechanik bestraft, da erschöpfte Angriffe an Wucht verlieren.

Allerdings wiederholen sich die Feindtypen im Verlauf der Kampagne zu häufig. Zudem sind die Auseinandersetzungen nicht immer so präzise wie erhofft, da die Kollisionsabfrage der Schläge manchmal ungenau ist. Diese kleinen Probleme summieren sich und trüben den Gesamteindruck der Kämpfe.

Charakterentwicklung und Waffenvielfalt

Die Entwicklung der Spielfigur Wren und die Anpassung der Waffen sind wesentliche Bestandteile der Spielerfahrung. Während der Erkundung der Welt sammelt der Spieler Coloss, eine Ingame-Währung, mit der sich Waffen und Ausrüstung aufwerten lassen. Auch bestimmte Waffen, wie legendäre Schwerter oder Bögen, bieten spezielle Boni. So gibt es beispielsweise Bögen, die ihre Pfeile automatisch wieder auffüllen, oder Waffen, die Gesundheit wiederherstellen, wenn Gegner geköpft werden. Diese Upgrades bringen eine strategische Komponente ins Spiel, da sie die Effektivität der Waffen erhöhen und neue Möglichkeiten im Kampf eröffnen.

Die Waffen selbst bieten spürbare Unterschiede im Handling. Während Dolche schnelle, aber schwächere Angriffe ermöglichen, haben Äxte eine längere Vorbereitungszeit, verursachen jedoch massiven Schaden. Der Wechsel zwischen Waffen wird durch die Schnellzugriffsplätze erleichtert, sodass Spieler flexibel zwischen verschiedenen Kampfstilen wechseln können. Diese Tiefe verleiht dem Kampfsystem eine taktische Note. Besonders befriedigend ist es, Dolche aus der Entfernung auf unaufmerksame Gegner zu werfen. Dies erfordert eine gute Portion Zielwasser, macht aber sehr viel Spaß.

Rätsel: Abwechslung ohne Anspruch

Neben den Kämpfen lockern kleinere Rätsel die Action auf. Diese Rätsel reichen von Schaltermechaniken bis hin zum Auffinden von Schlüsselobjekten, die an bestimmten Stellen eingesetzt werden müssen. Während sie das Spielgeschehen etwas variieren, fehlt es ihnen an Komplexität. Die meisten Rätsel sind so einfach, dass Spieler kaum länger als ein paar Sekunden zum Lösen benötigen. Hier hätte eine größere Herausforderung für mehr Abwechslung gesorgt. Vergleiche mit Zelda, die ich in anderen Reviews gelesen habe halte ich für völlig überzogen und ich frage mich ernsthaft, wie man darauf kommt.

Kletter- und Traversalmechaniken: Gut gedacht, aber frustrierend umgesetzt

Um Behemoths zu erklimmen und die Welt zu erkunden, müssen Spieler klettern, springen und sich mit einem Greifhaken durch die Umgebung bewegen. Diese Elemente tragen zur Immersion bei, sind aber leider nicht immer präzise umgesetzt. Besonders die Klettermechanik kann frustrierend sein. Kleine Kollisionen mit Objekten können den Spieler unverhofft von Oberflächen abstoßen, was zu unfreiwilligen Abstürzen führt. Das Springen zwischen Vorsprüngen ist ebenfalls unzuverlässig und lässt Wren öfters in die Tiefe stürzen. Außerdem muss nicht nur die Spielfigur, sondern auch der Spieler außerordentlich schwindelfrei sein, um sich ohne Probleme von Haken zu Haken zu schwingen.

Technik und Komfort — Immersion mit Hürden
VR-Steuerung: Immersion mit Einschränkungen

Die Steuerung von Behemoth nutzt die VR-Technologie clever, bietet aber auch einige Stolpersteine. Waffen werden durch Bewegungen des Spielers gesteuert, wobei das Parieren und Kontern zentrale Elemente des Kampfes sind. Der Spieler muss mit physischer Präzision Schläge von Gegnern abwehren und im richtigen Moment zuschlagen. Dabei sorgt eine Ausdaueranzeige dafür, dass wildes Schwingen der Waffen bestraft wird, was strategisches Vorgehen erfordert.

Kletterbewegungen und die Nutzung von Greifhaken erfordern das gezielte Greifen nach Vorsprüngen und das rhythmische Wechseln der Handgriffe. Die Möglichkeit, durch reale Körperbewegungen Tränke zu trinken oder sich bei Lärm die Ohren zuzuhalten, schafft eine beeindruckende Immersion. Dennoch führen Ungenauigkeiten beim Springen und Klettern zu Frustmomenten, da ungewollte Stürze keine Seltenheit sind.

Atmosphärisch, aber technisch teilweise durchwachsen

Visuell macht Behemoth eine gute Figur. Die detailreiche Welt, die imposanten Behemoths und die dichte Atmosphäre ziehen den Spieler in die Welt hinein. Hämmern an der Schmiede, Flüstern der Charaktere und das Dröhnen der Kolosse tragen zu einer intensiven Klangkulisse bei. Optisch macht inbesondere die PC Version, die man kostenlos beim Kauf der Quest Version erhält, eine sehr gute Figur. Auf der Quest sieht das Spiel für die vorhandene Hardware ebenfalls beeindruckend aus, allerdings erhalten die Kolosse hier nicht ganz die Präsentation, die sie verdienen.

Es kommt zudem immer wieder zu Bugs. So bin ich zum Beispiel direkt am Anfang recht lang durch die Gegend geirrt, weil ich nicht wusste, wie ich weiterkomme. Die Szene hat schon sehr klar gemacht, dass ich jetzt den Greifhaken bekomme, dieser ist aber einfach verschwunden, als ihn mir ein NPC zugeworfen hat. Das habe ich zunächst nicht bemerkt und erst als ich meinen Spielstand geladen habe hat die Szene wie geplant funktioniert. Solche Fehler sind leider kein Einzelfall und traten einige wenige Male auf. Dies ist auch anderen Spielern passiert, wie ich in Foren nachlesen konnte.

Fazit — Große Momente mit kleinen Frustrationen

Behemoth ist ein beeindruckendes VR-Spiel, das durch seine grandiosen Bosskämpfe und seine atmosphärische Welt überzeugt. Die Kämpfe gegen menschliche Gegner machen besonders am Anfang Spaß, werden aber durch Wiederholungen und kleine technische Mängel getrübt. Die Kletter- und Greifhakenmechaniken tragen zur Immersion bei, sorgen aber durch unpräzises Handling gelegentlich für Frust. Außerdem muss man entweder schwindelfrei sein, oder regelmäßige Pausen einlegen.

Die VR-Steuerung nutzt die Möglichkeiten der Technologie gut aus, ist aber nicht perfekt. Der Titel glänzt vor allem durch die spektakulären Behemoth-Kämpfe, die durch imposante Inszenierung und forderndes Gameplay in Erinnerung bleiben. Wer große Bosskämpfe liebt und über einige (technische) Mängel hinwegsehen kann, wird in Behemoth ein lohnenswertes, etwa zehnstündiges Abenteuer finden, das seine Versprechen jedoch nicht vollständig einlöst.

Herzlichen Dank an Skydance Games für die Bereitstellung des Testmusters, getestet wurde mit der Meta Quest 3 – zu großen Teilen die PC Version via Quest Link.