
Es gibt zwei Indie Fun Racer Racer auf meiner Wunschliste, welche ich beide innerhalb der GV-Community entdeckt habe, beide kein festes Release-Datum hatten, von beiden ich bereits eine Demo gespielt habe und in beide ich große Hoffnungen hegte. Einer dieser beiden ist Slopecrashers von byteparrot, ein Fun Racer mit Tieren die Snowboard fahren.

Snowboarden mit tierischem Stil
Das Prinzip von Slopecrashers ist schnell erklärt: Es ist ein Snowboard-Rennspiel mit einer Auswahl von 4 bis 9 tierischen Charakteren (5 muss man freispielen), welche man dazu frei mit einem Snowboard und „Tool“ (anfangs Gleitschirm) ausrüstet. Innerhalb der Rennen fährt man in typischer Snowboard-Manier primär bergab und nutzt dabei zufällige Items, Stunts/Tricks (für Boost), das angesprochene Tool und Streckenkenntnisse, um sich einen Rennvorteil zu verschaffen.
Ich glaube die Grundidee des Spiels ist inspiriert durch Snowboard-Kids auf dem N64. Vor allem eine Funktion fand ich bei beidem sehr ähnlich: Bei mehreren Strecken steigt man unten in einen Bereich (im Standard ein Ski-Lift) ein, durch den man wieder an den Start der Strecke gebracht wird, damit man dadurch die nächste Runde beginnen kann. Eine nette Spielidee die ich bisher nur sehr selten gesehen habe.

Alle wichtigen Modi sind da + viel mehr!
Slopecrashers bietet viel für den geneigten Einzelspieler. Mein gerne erwähnter Standard (Einzelrennen, Cups und Zeitrennen) ist vorhanden. Dazu auch noch 5 weitere Modi namens Stuntshow, Slalom, Target Takedown, Boost Collector und Boss Battle. All diese sowie Race (Rennen) und Time Attack (Zeitrennen) lassen sich über den Arcade Bereich auswählen. Race, Time Attack und Stuntshow sind auf allen 20 Strecken spielbar, jedoch die anderen Modi nur auf bestimmten, aber das ist schon in Ordnung.
Alle Modi (außer Gran Prix) finden sich außerdem in einer Kampagne mit 6 Touren zu je 21 Events. Innerhalb dieser Kampagne sammelt man Medaillen, um weiter in der Kampagne voran zu kommen. Diese bekommt man durch Ziele innerhalb der Events, wovon immer eines das simple Abschließen des Events darstellt und meist eine von einer Platzierung abhängt. Weitere können dann z.B. sein, dass man eine bestimmte Anzahl Stunts machen soll.
Die Kampagne fand ich äußerst motivierend. Man kann sie in allen Schwierigkeitsgraden spielen wie man will (Belohnungen und Fortschritt bleiben gleich) und schaltet sehr viele Belohnungen frei. Am Ende gibt es sogar immer ein Boss Battle, nur leider tritt man jedes mal gegen den selben Boss an. Vor allem sind die unterschiedlichen Modi sehr motivierend.

SO macht man Stunts richtig!
Wisst ihr, ich bin ja eigentlich gar kein Freund von Stunts/Tricks in Rennspielen (abseits Driften), zur Boost-Gewinnung. Meistens lenkt mir das zu sehr vom eigentlich Rennen ab.
Doch wisst ihr wie man Stunts/Tricks in einem Rennspiel wirklich richtig macht? In dem die Stunts den Flow des Rennens nicht beeinträchtigen. Und genau DAS macht Slopecrashers. Sprünge sind genauso schnell wie das Fahren (vielleicht sogar schneller), dazu gibt es einen kleinen Boost bei Landung und eben natürlich die Boost Aufladung für die Leiste.
Ich habe in Slopecrashers wirklich nie das Gefühl, durch eine Mechanik ausgebremst zu werden. Das Gameplay ist smooth, sehr schnell und äußerst actionreich, durch den tollen Streckenaufbau. Gut ok, natürlich bremsen Items aus, wenn man von diesen getroffen wird.

Zusätzliche Gameplay-Gimmicks
Die angesprochenen Tools scheinen auf den ersten Blick nur Gleitschirme zu sein. Diese haben, ebenso wie Fahrer und Boards, unterschiedlich Statistiken und damit dachte ich, das wäre es auch schon. Bis ich auf einmal in der Kampagne einen Enterhaken freigespielt hatte … ja, einen Enterhaken. Dieser spielt sich komplett anders als die Gleitschirme, was mich überrascht wie auch begeistert hatte. Ich spoilere mal nicht weiter, jedoch habe ich danach noch zwei andere Tools freigespielt.
Bei den Snowboards kam ebenso später eine kleine Finesse dazu. Die Boards können normalerweise vorwärts wie rückwärts gefahren werden, nicht jedoch ein paar spätere Boards, welche extra dran stehen haben „not reversible!“. Wenn man sich bei diesen rückwärts dreht, fährt man deutlich langsamer und muss somit sich wieder korrekt herumdrehen. Dafür haben die Boards dann bessere Statistiken, was eine besonderen Twist ins Gameplay bringt.

So … viel … Zeug …
Die 4 bis 9 Charaktere wirken ja erst mal eher wenig. Bis man irgendwann merkt, wie viele kosmetischen Dinge, sowie Snowboards und Tools man freispielen kann. In den Statistiken steht etwas von 38 Boards und 25 Tools. Kosmetische Dinge kann ich kaum durchzählen, da sie je Charakter vorhanden sind, dabei auch teils wiederholend.
Jedenfalls versteckt sich hier ein weiterer Punkt zur Motivation. So ziemlich alles was man freischalten kann, wird durch irgendeine Bedingung freigeschaltet: Level Charakter auf 10, Sammle alle Werbetafeln, Fortschritt in Kampagne usw.. Das Spiel hat auch einen Shop, jedoch werden manche Dinge freigeschaltet für in den Shop (also Bedingung erfüllen = Objekt im Shop erhältlich). Aber keine Sorge, es ist nicht grindy und Microtransactions gibt es sowieso nicht.
Das ist alles so viel, dass ich nach so ziemlich jedem Rennen 1 bis 3 Objekte freispiele. Anfangs wirkten die Objekte äußerst plump, aber je mehr ich freigeschaltet habe, desto toller wurden die Kombinationen bei den Charakteren. Mir gefällt der Umgang mit Fortschritt wirklich sehr, wenn auch es aussieht, als wenn es im „Late-Game“ etwas schwierig werden könnte.

Design – irgendwie plump, zweckmäßig und doch charmant
Slopecrashers sieht nicht unbedingt sonderlich gut aus. Zumindest wirkt es so im Hauptmenü. Die besondere Auswahl der Tiere (z.B. Lemur, Tucan und Capybara!) ist toll und charmant, jedoch sehen Texturen und so eher mager aus. Dies fällt jedoch deutlich mehr in der Nahaufnahme auf und fällt meiner Meinung nach im Rennen nicht so ins Gewicht. Selbiges gilt für die Strecken. Alles sehr plump, jedoch wie ich finde charmant zusammen gebaut. Wobei manche Strecken an manchen Stellen doch eher unschön aussehen, meist wegen Texturen.
Besonders bei den Tieren sind die Animationen und Sprachausgaben, denn diese geben ihnen einen tollen Charakter. Vor allem, dass ein paar der Tiere unterschiedlich auf dem Snowboard agieren. Zum Beispiel das Capybara dreht sich nicht selbst auf dem Board herum, sondern fährt beim Herumdrehen dann einfach rückwärts. Der Waschbär hat Ski anstatt einem Snowboard und die Frettchen sitzen zu zweit auf dem Board.
In Sound und Musik ist das Spiel ebenso wundervoll. Alles ist stimmig, hier kann ich in keinster Weise meckern. Außer vielleicht die häufigen Kommentare des Sprechers zu Stunts (dieser klingt aber zum Glück an sich nicht nervig).

Slopecrashers ist für Singleplayer wie Multiplayer
Soweit ich das gesehen habe, lässt sich jeder Modus im Spiel mit 1 bis 4 Spielern spielen. Also wirklich jeder! Das ist ein unglaublich großer Pluspunkt, denn eine Kampagne zusammen spielen zu können ist durchaus nicht oft bei solchen Spielen zu sehen.
Wenn man im Multiplayer (oder Singleplayer) jedoch nur simple Rennen fahren will, kann man einige Einstellungen vornehmen, wie Rundenzahl, Items, gespiegelte Strecke, Anzahl Fahrer oder Verwendung der Gleiter. Teils finden sich diese Einstellungen sogar in anderen Modi, nur leider nicht beim Grand Prix (den Cups).
Online funktioniert übrigens auch super. Es gibt bisher kein Ranking, aber wenn man in einer Lobby mit Freunden oder Fremden spielen will, läuft das Spiel sauber und man hat auch hier zahlreiche Optionen. Bei unseren Testrennen gab es Online nur leider keine KI-Rennfahrer.

Wer braucht schon Schnee – die Strecken als großer Trumpf!
Die 20 Strecken in Slopecrashers verteilen sich auf 7 Gebiete (drei Schneegebirge und je eine Stadt, Wüste, Herbstwald, Strand). Die Strecken sind dabei etwas bunt auf die Gebiete aufgebaut. Meist ein paar kleine Strecken und dann noch eine große, welche alle Strecken zusammen schnürt. Dies wirkt erst mal etwas lahm, doch wenn man mal die Größe und Vielfalt der Strecken sieht, verfliegt dieses vermutete Manko schnell.
Eine große Strecke kann teils eine Rundenzeit von bis zu 4 Minuten aufweisen. Dabei führen die Strecken hin und her, mit ständigen alternativen Wegen, vielen Sprüngen, achterbahnigen Loopings, vielen Tunneln, besonderen „Offroad-Bereichen“ usw.. Nachdem ich Slopecrashers nun mehrere Stunden gespielt habe, bin ich förmlich begeistert von den Strecken.
Außerdem: Die Tatsache, dass wir in diesem SNOWboard Spiel nicht nur Schnee-Strecken haben, ist ebenso wirklich wirklich toll. Das Spiel zieht sich somit kein unnötiges Korsett an und bietet einfach mehr Abwechslung für mehr Spaß.

Irgendwie schwierig aber auch leicht
Slopecrashers zeigt sich bei den Rennen nicht gerade gnädig. Rennen auf der niedrigsten Geschwindigkeit sind gut machbar, aber auch nicht super leicht. Bei manchen Events sind sie eventuell etwas stramm um 1. zu werden.
Überrascht haben mich jedoch die ganzen Optionen. Als Standard eingestellt sind diverse Hilfen, die einen bei Stunts korrekt zum Boden Drehen, damit man durch Sprünge keinen Unfall baut. Diese kann man auch ausstellen, wodurch man in einen regelrechten VeryHard-Mode wechselt. Ich empfehle diese Einstellungen an zu lassen und einfach das smoothe Gameplay zu genießen.
Ein paar Mankos zum Abschluss
Das Spiel ist definitiv nicht ohne Fehler. Neben den Mankos an der Optik muss ich wohl einige undurchdachte Dinge am Menü erwähnen. Das Fortschrittsmenü tut zwar seinen Zweck, ist jedoch eher unübersichtlich. Vor allem ist es etwas seltsam, dass man in der Kampagne Medaillen für jeden Schwierigkeitsgrad bekommt, es jedoch egal ist, welchen man spielt, weil man dann immer alle drei Medaillen bekommt.
Sehr ausbaufähig ist das „Customize“-Menü. Man kann für alle Fahrer, Boards und Tools je 5 Presets speichern. Das ist toll, jedoch sehr verwirrend gemacht. Vor allem, weil man in dem Menü die zuvor erstellten Presets nicht sehen kann und so halb blind diese überspeichern muss. Naja, wenn man sich dran gewöhnt hat, kann man damit leben, jedoch sollte dies wirklich irgendwann verbessert werden.
Innerhalb der Rennen gibt es unter Umständen auch ein paar wenige auftretende Fehler, die mir aber bisher fast gar nicht unter gekommen sind. Lediglich betonen möchte ich, dass ein Zurücksetzen-Button noch eine sehr sinnvolle Erweiterung wäre. Zuletzt kann ich noch erwähnen, dass mir das Balancing anfangs etwas schlecht vorkam. Jedoch hat sich das mit der Zeit irgendwie gelegt, weshalb ich mir da nicht mehr sicher bin.

Fazit – Mankos drumherum, aber im Kern fantastisch
Kennt ihr das? Ihr habt ein Spiel, welches an mehreren Punkten drumherum wirklich mehr Polishing vertragen könnte, jedoch wenn man im Spiel bzw. im Gameplay drin ist, es einfach nur genial ist?
Ich habe das ab und an mal. Slopecrashers ist solch ein Fall. Ich sehe wirklich mehrere Probleme an verschiedenen Ecken – doch das Gameplay, das Feeling innerhalb der Rennen, die in Bewegung charmanten Charaktere und vor allem das überaus tolle Streckendesign. Am Anfang war ich wirklich skeptisch, doch je mehr ich es gespielt habe, desto mehr gefiel es mir. Ich hatte damit geschwankt, doch nun kann ich nicht anders, als den Stempel zu zücken und mich über zukünftige Updates zum Spiel zu freuen.

Mag ich
– Snowboard Fun Racer (ist selten)
– Fantastisches Streckendesign
– Charmante Charaktere (wirkt mehr im Rennen)
– Umfangreiche Kampagne
– Viele Spielmodi
– Alles im Multiplayer spielbar
– Viele Cosmetics
– Viele Einstellungen für Gameplay und Modi
– Sehr viel zum Freispielen
Mag ich nicht (bzw. könnte verbessert werden)
– Texturen sehr plump
– Kein Knopf zum Zurücksetzen
– Customize-Menü sehr ausbaufähig
– Ein eigener Lautstärke-Regler für den Sprecher wäre nett
Vielen Dank an byteparrot und Neonhive für die Bereitstellung des Testmusters (auch für den zweiten Code zwecks Online Multiplayer). Gespielt auf PC/Steam.