
Auf den ersten Teil von Amanda the Adventurer, von MANGLEDmaw Games und DreadXP, bin ich durch den berühmten Youtuber Markiplier aufmerksam geworben, welcher allerlei kleine Horror Spiele ausprobiert. Die Idee von Amanda the Adventurer wird dabei schon am Namen klar: Es ist eine Anlehnung an Dora the Explorer, doch eben als ein Horror Spiel.
Teil 1 habe ich somit komplett über ein Let’s Play geschaut. Demnach freute ich mich drauf, Amanda the Adventurer 2 selbst und ungespoilert spielen zu können.

Vom Dachboden zur Bibliothek
Direkt am Anfang des Spiels wird uns gezeigt, wie unser gespielter Charakter namens Riley auf einem Dachboden von einer maskierten Person angesprochen wird. Dies ist eine direkte Fortführung des Vorgängers, welcher sich auf besagtem Dachboden abspielt. Darauf folgt ein Gespräch sowie Fahrt zu einer Bibliothek, in Form von kurzen vertonten Standbildern.
In der Bibliothek angekommen geht das Spiel nun los. Doch was tun?
Dies wird einem nicht direkt gesagt. Somit schaut man sich erst einmal um, klickt Dinge an und liest Texte, um zu wissen was zu tun ist. Tutorials gibt es nur ganz marginal mit kleinen Zeichnungen.
Wie sich herausstellt, ist die erste Aufgabe einen 4-stelligen Code für eine verschlossene Tür unter dem Schreibtisch der Rezeption zu bekommen. Dafür muss man mehrere Bücher sammeln und diese am Computer der Rezeption einscannen, was wiederum ein Rätsel darstellt um besagten Code herauszubekommen. Hat man dies geschafft, bekommt man eine erste Videokassette, mit der das Spiel erst richtig los geht (dies soll übrigens der einzige Spoiler bzgl. eines Rätsels von mir sein).
Hiermit kann ich auch schon direkt meinen stärksten Kritikpunkt einwerfen: Dieses Anfangsrätsel ist etwas knifflig, jedoch zugleich noch gar nicht das eigentliche Spiel. Ich mag mich vielleicht auch nur blöd angestellt haben, doch ich glaube das könnte so manchen Spieler davon abhalten, in das eigentliche Spiel vorzustoßen.

Amandas Videokassetten – der analoge Horror
Nun kommen wir also zum Kern des Spiels: Den Videokassetten. Am Ende der Bibliothek befindet sich ein Spielbereich mit einem alten Röhren-TV & Videorecorder, bei dem wir besagte Videokassetten einlegen können.
Spielt man eine Kassette ab, läuft eine „Episode“ von Amanda the Adventurer, die dabei doch scheinbar mit dem Zuschauer interagiert. Hierbei kann man pausieren und Dinge auf dem Bildschirm anklicken. Legt man Videokassetten ein, ändert sich dazu etwas in der Umgebung (außerhalb des TVs), was dann Teil der nun zu lösenden Rätsel darstellt.
Die Rätsel spielen sich hierbei auf verschiedene Weisen ab. Mal geht es nur darum Informationen aus den Videos zu erkennen, um sie an Objekten außerhalb zu nutzen. Mal nutz man eine direkte Interkation mit dem Video um Rätsel zu lösen.
Die Videos habe verschiedene Entscheidungen und Stränge, weshalb man diese normalerweise mehrfach anschauen muss. Nach dem ersten Anschauen gibt es jedoch einen Überspringen Knopf, welcher sehr nützlich ist, aber mit Bedacht eingesetzt werden sollte. Hier wünschte ich mir nur eine richtige Vor- & Zurückspulen Funktion, da dies angenehmer zu verwenden wäre und dazu mehr auf das Videokassetten Schema passen würde.

Wo ist denn jetzt der Horror?
Der Horror von Amanda the Adventurer 2 (sowie 1) besteht an der surrealen Interaktion beim Video-Schauen und dass man damit interagieren kann. Amanda reagiert dabei nicht einfach nur auf den Zuschauer des Videos, sondern gibt teils creepy Kommentare ab. Dies wird noch durch Bildfehler und sehr kurzen Einblendungen von ominösen Bildern verstärkt.
Doch nicht nur die Aufmachung der Videos ist auf Grusel ausgelegt, sondern auch die Umgebung an sich. Man schaut sich die Videos an und hört dann plötzlich irgendwelche Geräusche aus der Bibliothek. Dadurch entwickelt sich eine gewisse Paranoia, bei der man immer mal wieder das Video pausiert um hinter sich zu schauen.
Im Laufe des Spiels kommen dann noch verschiedene, teils verstörende Elemente dazu. Wobei ich nichts direkt spoilern will. Die Idee funktioniert jedenfalls, auch wenn ich es nicht ganz so gruselig finde, wie erhofft. Der Grund dafür liegt denke ich teils an Technik, aber auch teils an der Gestaltung. Die Bibliothek ist nämlich einfach zu hell und lässt durch eher schwache Technik in Beleuchtung einen recht faden Eindruck. Es gibt eine Stelle im Spiel, die alles abdunkelt und dadurch zeigt, wie es durchaus funktionieren kann.
Hiermit kann ich noch schnell etwas zur Technik schreiben: Das Spiel ist mit Unity gemacht und das sieht man diesem auch an. Innerhalb Amandas Videos passt dies super, doch für das Feeling wäre es meiner Meinung nach noch viel besser, wenn die „Außenwelt“ einen eher realistischen Look hätte, um so einen gewissen Kontrast zu den Videos zu erzeugen.

Amandas mysteriöse Nebenaufgaben
Die Rätsel sind übrigens oft clever gemacht und machen deshalb auch gut Spaß. Mehr gibt es zum Gameplay dann auch schon nicht mehr zu sagen: Rätseln in Egoperspektive, das ist alles.
Hier kommt jedoch ein besonderer Punkt hinzu: Neben den hauptsächlichen Aufgaben, kann man verschieden Rätsel nebendran lösen. Wo diese sind und wie diese zu lösen sind, muss man selbst heraus finden.
Als Belohnung winken sehr mysteriöse bunte Videokassetten mit Live-Action Videoaufnahmen, welche ein mulmiges Gefühl von „was ist das jetzt?“ aufkommen lassen. Diese Videos scheinen außerdem noch weitere Hinweise für irgendwas zu liefern.
In diesem Sinne bietet das Spiel wohl verschiedene Enden, welche durch gewissen Fortschritt erreicht werden. Für das normale Ende habe ich über 5 Stunden gebraucht. Muss aber zugeben, dass ich in der Mitte etwas länger an einem Rätsel hing.

Fazit – Ein wirklich besonderes Horror-Konzept, mit kleinen Macken
Amanda the Adventurer 2 hat definitiv eine besondere Spielidee, welche ich so aus keinem anderen Spiel kenne (bis auf offensichtlich dem Vorgänger). Der „Grusel“ dürfte definitiv noch deutlich stärker sein und außerdem wäre es sinnvoll, wenn man leichter ins „Hauptspiel“ gelangt.
Doch ansonsten macht dieses Analoghorror-Rätsel-Spiel schon alleine durch seine Idee vieles richtig. Ich hoffe in Zukunft auf weitere, noch verfeinerte Nachfolger.

Mag ich
– Guter Analoghorror
– Umgang mit Videokassetten sind eine interessante Spielidee
– Gute Rätsel
– Spannend und mysteriös
– Wenige Jumpscares
Mag ich nicht
– Erstes Rätsel ist unbedachte Hürde zum eigentlichen Spiel
– (innerhalb Videos) Spulen wäre eine bessere Funktion als Überspringen
– Grusel hält sich in Grenzen
– Ein realistischerer Look außerhalb der Videos würde der Atmosphäre einen ordentlichen Boost geben
Vielen Dank an DreadXP für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PC/Steam.