Frostpunk 2 (Review)

Der zweite Teil des hardcore City Builder aus dem Hause 11bit Studios ist da und er verändert nahezu alles. Denn in Frostpunk 2 löst ihr euch selbst aus dem ersten Teil sozusagen ab und tretet in die Schneestiefel des Stewarts. Denn nachdem unser Charakter aus dem ersten Teil an Altersschwäche gestorben ist, braucht unsere Stadt eine neue Leitung. Und wer könnte uns besser ablösen als wir selbst? Jetzt müssen wir nur noch die Bevölkerung davon überzeugen.

Eine kleine Stadt mit den ersten neuen Distrikten

Zeit zu expandieren

Unsere Bevölkerung hat sich nach dem erfolgreichen Überleben der letzten Whiteouts (starken Schneestürme aus Teil 1) gedacht, dass es Zeit wird das noch unbekannte Frostland, um unseren guten alten Krater zu erforschen. Dabei geht es auch darum zu expandieren, denn unsere Einwohnerzahl hat stark zugenommen. Während wir vorher nur innerhalb einer relativ kleinen Zone gebaut haben, können wir uns nun richtig ausbreiten.

Das System wurde hierbei komplett verändert. So bauen wir nicht mehr ringförmig um unseren Generator, sondern auf Hexagone. Diese Felder müssen wir jedoch, bevor wir darauf unsere Distrikte bauen, zuerst von dem Schnee befreien. Danach wählen wir einen der fünf Distrikte aus und platzieren diese über die gegebene Anzahl an Felder. Ein solcher Distrikt kann von der Größe verglichen werden mit einer kleinen Stadt aus dem ersten Teil. Diese können wir dann auch erweitern, um ein besonderes Gebäude darin zu platzieren. Hier kommen dann die speziellen Abbau Gebäude zum Einsatz. Natürlich darf auch eine Forschungsstation nicht fehlen. Denn obwohl wir schon viele Whiteouts überlebt haben, gibt es noch neue Technologien und Gesetze zu erforschen.

Wenn uns unsere Fläche dann immer noch nicht reicht, dann können wir noch Außenposten bauen. Hier können wir erneut eine kleine Basis bauen und uns die Ressourcen schnappen. Zuerst gilt es dabei jedoch ein Logistikdistrikt am Rande unserer Fläche zu bauen. Dort schicken wir dann unsere Expeditionstrupps auf das Frostland los. Das gesamte Erkunden ist ebenfalls überholt worden und bietet nun mehr Features. So sind die Expeditionen nun länger und unsere Trupps finden allerhand interessante Rohstoffe und Orte. Außerdem können wir nun Routen einzeichnen mit deren Hilfe unsere Trupps schneller an ihr Ziel gelangen.

Alles für den Wachstum! – Nun müssen wir uns sogar um mehrere Städte kümmern

Ressourcen und Technologien

Wie auch schon im Vorgänger gibt es aufbrauchbare und unendliche Quellen an Ressourcen. Der Unterschied für uns besteht nur an dem Weg dorthin. In Frostpunk 2 müssen wir zwar keine Straßen zu unseren Fabriken bauen, allerdings das Gebiet erst frei räumen. Dies kostet uns zwar keine Ressourcen mehr wie die Straßen, allerdings wird hierfür nun Geld benötigt. Dieses ist nun wie bei anderen Aufbauspielen bei fast jedem Bau von Nöten und wird wöchentlich wie Steuern automatisch von der Bevölkerung eingesammelt. Zu dieser Neuerung kommen nun auch Alternativen zu bisherigen Ressourcen, wie zum Beispiel Öl. Sollte unsere Stadt keine besonderen Vorkommnisse haben, so sind wir gezwungen mit unseren Erkundungstrupps das Frostland danach zu erforschen. Manchmal benötigen wir auch erst einen Rohstoff, bevor wir überhaupt dessen spezielle Forschung starten können.

Denn damit wir die neuen Ressourcen abbauen oder benutzen können, müssen wir zuerst die benötigten Gebäude hierfür erforschen. Hier gibt es schon direkt auf den ersten Blick eine viel größere Auswahl. Nicht nur gibt es mehrere Technologien für uns zu erforschen, sondern haben diese auch häufiger verschiedene Auswahlmöglichkeiten, je nachdem welche Fraktionen in unserer Stadt leben. Wir können auch mehrere Möglichkeiten der gleichen Technologie nacheinander erforschen, um somit alle Ideen freizuschalten und je nach Bedürfnis diese benutzen zu können. Bei freischaltbaren Gebäuden ändert sich zum Beispiel die Abnutzung oder auch die Infektionsgefahr in dem jeweiligen Distrikt. Das gleiche gilt für freischaltbare Gesetze, jedoch hat hier auch die Anzahl an Anhänger der jeweiligen Partei eine wichtige Rolle. Zwar ist es praktisch mehrere Möglichkeiten zum Erfüllen eines Zieles zu haben, jedoch spielt die Zeit meistens gegen uns und sollte nie unterschätzt werden. Auch das Forschen kostet vor allem Geld und wird je tiefer man in der jeweiligen Kategorie fortschreitet immer teurer.

Mehr als gedacht – Im weißen Nebel befinden sich noch einige Überraschungen, die es zu erforschen gilt

Demokratie

Als Stewart müssen wir uns nicht nur vor der allgemeinen Bevölkerung beweisen, sondern auch vor den Delegierten der Parteien. Ja, wir können dieses Mal nicht einfach Gesetze erlassen, sondern müssen im Rat dafür kämpfen. Also wird es wohl dieses Mal etwas schwerer Kinderarbeit zu erlassen, oder? Nein keine Sorge, denn wir können mit den Parteien verhandeln und somit ihre Stimmen für uns gewinnen, selbst, wenn sie zum Teil gegen das Gesetz sind. Puh, da haben wir nochmal Glück gehabt und können uns erneut die Schulen sparen. Das Leben ist bekanntlich ja immernoch der beste Lehrmeister.

Die Beliebtheit bei den verschiedenen Gruppen können wir kontinuierlich am unteren Rand des Bildschirmes sehen. Dort sehen wir auch das Vertrauen der allgemeinen Bevölkerung in unsere Taten. Erneut können wir diese mit Versprechungen und genauer Beobachtung der Wünsche verbessern. Wir wollen schließlich so lange wie möglich im Dienst bleiben. Die Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewohner sind nun im oberen Teil des Bildschirmes zu sehen. Je mehr wir uns um eine Kategorie kümmern müssen, desto mehr blutet das Symbol in schwarz. Die Parteien haben einzelne Balken und auch jeweils eigene Ansichten und Bedürfnisse. So kann eine Tat zwar eine Partei glücklich machen, jedoch eine andere in der nächsten Wahl gegen uns vorgehen. Im Verlauf des Spieles lernt man nach und nach was welche Partei mag und nicht mag.

Hier müssen wir uns vor den Parteien überzeugen, um ihre Stimmen zu gewinnen

Cineastisch

Wie im Vorgänger auch beginnt die erste Mission mit einer Cutscene. Dieses Mal ist diese jedoch nicht auf Bilder basierend, sondern größtenteils animiert. Alle weiteren Cutscenes sind dann wieder Kamerafahrten, aber selbst diese wurden aufpoliert. Dazu kommt noch ein neuer Soundtrack, welcher ebenfalls eine Schippe drauflegt und uns in die Welt von Frostpunk 2 einlädt.

Die Ereignisse sind hierbei ebenfalls detaillierter geschrieben. So haben wir öfters eine individuelle Geschichte innerhalb unserer Stadt, welche durch geltende Gesetze und der Zufriedenheit unserer Einwohner sich dynamisch verändert. Diese Ereignisse werden wie bereits im Vorgänger auf der Stadt oder in dem entsprechenden Bereich eingeblendet und starten mit einem einfachen Klick. Hierbei sind manche nur Story basierte Texte, welche uns vor möglichen Konsequenzen warnen unserer Ignoranz der Bedürfnisse warnen. Die anderen sind wie im Vorgänger kleinere Entscheidungen, mit welchen wir uns schnell selbst ins Bein schießen können.

Episch – Das Intro zeigt uns direkt was uns bevorsteht

Grafik und UI

Durch die höhere Anzahl an Gebäuden und die erweiterte Fläche, auf der wir bauen können, müssen wir leider ein paar Details Lebewohl sagen. Zwar können wir immer noch etwas zoomen und auch in die Distrikte reinschauen, jedoch sehen wir nur bei der Generatoransicht einzelne Leute sich um den Generator tummeln.

Grafisch baut Frostpunk 2 leider etwas beim Schnee ab. Von dem früheren Interaktiven Schnee ist leider nicht mehr viel übriggeblieben. Der Schnee verformt sich zwar, sobald wir ihn als Baufläche vorbereitet haben, aber das ist auch schon alles. Auch das Schmelzen hat es leider noch nicht in das Spiel geschafft.

Nicht nur die generelle Grafik und der Fokus haben sich stark geändert. Auch das UI wurde komplett erneuert. Auf den ersten Blick erschlägt es einen an ein zwei Ecken mit Informationen, aber sobald wir uns damit auseinandergesetzt haben, hat es einfach alles Wichtige auf einem Blick. Lediglich fehlen mir manchmal genauere Daten anstelle der Balkendiagramme. Die kleinen Ausblicke aus der Bevölkerung haben immer noch einen wunderschönen Artstyle. Die Bilder sind ebenfalls sehr passend zu der Stimmung und geben uns erneut einen sehr guten Einblick, wie es in den Straßen unserer Distrikte aussieht.

Eine große Stadt bringt auch große Verantwortung und viele Probleme mit sich

Fazit – Eiskalt eins der besten Aufbausimualtionen des Jahres

Zwar habe ich vermisst meine Arbeiter herumlaufen zu sehen und mir fiel der Einstieg etwas schwer, aber zweiteres hätte ich mir denken können. Denn wenn der erste Satz im Spiel lautet: „Nicht, wie oft wir fallen zählt, sondern wie oft wir wieder aufstehen.“ Konnte ich mir schon vorstellen, dass 11bit Studios uns erneut ein paar unterhaltsame Hürden in den Weg legen würde.

Generell kann man sagen, dass Frostpunk 2 zwar ein paar alte Spieler verlieren wird, aber definitiv auch viele neue in seinen Bann ziehen kann. Mich hat es erneut trotz dem schlechteren Schnee überzeugt.

Mag ich
– Epische Cinematics und Story
– Neue Ideen und Systeme passen sehr gut in das Szenario
– Große Menge an erforschbaren Technologien
– Politische Systeme fühlen sich richtig an
– UI und generelle Grafik ist hübsch

Mag ich nicht
– der Schnee war enttäuschend
– Tutorial hat einen gefühlt absichtlich ins Messer laufen lassen

Vielen Dank an 11bit Studios für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PC/Steam.