Dark Souls Redemption – Band 1: Humanity Lost (Review)

Geschichten im Mangaformat zu Videospielen  sind nicht gänzlich unbekannt. Pokémon und The Legend of Zelda sind vielleicht die bekannteren, die sich mehr oder weniger an der Handlung des zugehörigen Spiels orientieren. Der französische Autor Julien Blondel, bekannt für Adaptionen von SciFi- und Fantasy-Stoffen sowie seine Mitarbeit an Tabletop-Rollenspielen, wählt einen etwas anderen Ansatz. Der erste Band seiner neuen Reihe, für die Shonen die Zeichnungen anfertigt, ist kürzlich erschienen und entfaltet eine neue Geschichte in der Welt von Dark Souls. In Dark Souls Redemption – Band 1: Humanity Lost sind alle Drachen tot und das Feuer erloschen. Doch dann brennt das Feuer auf einmal wieder und zeitgleich erwacht eine junge Frau ohne Gedächtnis.

Der erste Eindruck

Der erste Band von Dark Souls Redemption wartet mit silbern glänzender Schrift auf dem Cover und auch auf dem Buchrücken auf. Das Motiv, das den Band schmückt, ist das erste große Monster, das die Protagonistin nach ihrem Erwachen erblickt. Leicht erhoben und glänzend, hebt sich der gigantische Golem vom mattschwarzen Hintergrund ab. Das vielschädelige Monster erinnert ein wenig an Grabesfürst Nito, der allerdings eine größere Knochenvarianz aufweist. Auch in der Leseprobe lässt sich ein Blick auf das Monster erhaschen.

Das schnörkellose Cover fällt daher vor allem durch den Titel und damit den Videospielbezug auf und danach durch das groteske Monsterdesign. Tatsächlich liegt der Manga hier im Regal und fiel einem Soulfan im Haus sofort ins Auge. 

Die Zielgruppe sind natürlich in erster Linie Fans der Spielreihe, doch das Cover kann auch die Aufmerksamkeit von Dark-Fantasy-Fans auf sich ziehen. 

Beim ersten Durchblättern habe ich schon eine falsche Wand gefunden und auch die vielen Seiten Concept Art im Anschluss an die Story entdeckt. In Spielen bin ich zwar kein besonders großer Fan davon, wenn ich durch einzelne Wände hindurchgehen kann, aber dadurch fühlte sich der Manga gleich ein wenig authentischer an. Und Concept Art freut mich auch in Spielen sehr.

Die Hauptcharaktere

Protagonistin Ira erwacht ohne Gedächtnis und nur mit Lendenschurz und einem Streifen Stoff, der ihre Brust bedeckt, in einer Gruft. Keine Ausrüstung, keine Waffen. Na, das Outfit erinnert doch an eine der Starterklassen in Dark Souls.

Schnell sammelt Ira jedoch das erste Outfit auf, wenn auch eines von eher bedeckender als schützender Natur. Eine Fackel hilft ihr, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Ich habe ja so viel wie möglich auf die Fackel verzichtet (was in Elden Ring sehr einfach war, in Dark Souls nicht ganz so sehr).

Sehr bald findet Ira auch die erste Waffe und einen Hund. Laut Concept Art heißt er Wraff, vermutlich deshalb, weil er so gebellt hat und ihn bisher niemand tatsächlich benannt hat. Im ersten Band spielt er auch noch keine besonders große Rolle, doch wie weit sich das im Verlauf von Dark Souls Redemption noch ändern wird, weiß ich noch nicht. Der Hund sieht nicht unbedingt niedlich aus, scheint aber zumindest kein Monster zu sein.

Während Ira sich an weniger erinnert, als sie eigentlich weiß, weiß Eudo deutlich mehr, als er sagt. Der mysteriöse Mann mit schwarzer Augenbinde hilft ihr kurzfristig gegen den Golem und anschließend gegen eine Gruppe Personen, die sie nicht kennt, ich aber schon im Prolog gesehen habe.

Sowohl zum Gedächtnisverlust, als auch zu Eudos Geheimniskrämerei werden Andeutungen gemacht. Zwar wirkt ersteres schnell wie ein Klischee und letzteres äußerst praktisch, um zu erklären, warum eine Person, die etwas weiß, es nicht einfach sagt. Aber solange ich weiß, dass es Begründungen gibt, bin ich vorerst zufrieden.

Zu den Gegenspielern gehört Fürst Gaalor, der einen auffälligen Helm trägt. Er und seine Untergebenen haben einen Eid geschworen, den sie nun, da die Flamme erneut brennt, einlösen wollen.

Geheimnisse und Erkenntnisse

Die Motivationen der unterschiedlichen Charaktere werden alle für einen ersten Band ausreichend dargestellt, um die wichtigsten Entscheidungen zu verstehen oder darauf zu vertrauen, dass noch mehr dahintersteckt. Für Geheimnisse, die die weiteren Bände aufdecken können, ist gesorgt. 

Aber Dark Souls Redemption Band 1 sorgt auch alle paar Seiten für neue Informationen und damit mal für Erkenntnisse, mal für weitere Fragen. Die Welt und die Geschichte fühlen sich so gleich vielschichtig an. Auch wenn ich hier keinen Controller in der Hand habe, um die Welt zu erkunden, kann ich trotzdem immer wieder etwas Neues entdecken.

Während Dark Souls neben der Lore vor allem für schwierige Kämpfe bekannt ist, setzt der Manga bisher auf wenige Konfrontationen. Dass die gerade erwachte Protagonistin erst einmal wenig Anderes tun kann, als zu fliehen, ist nachvollziehbar. Später kommt es jedoch zu einem Kampf mit mehreren Beteiligten. Es ist gut erkennbar, was passiert, was ich aus manch anderem Manga auch anders kenne. Viele Bilder gehen auch über die Seitengrenzen hinaus (das hat sich niemand von Dark Souls abgeguckt) und wirken dadurch noch eindrucksvoller.

Dark Souls Redemption legt einen starken Fokus auf die Geschichte der Protagonistin und ihres Umfelds. Im ersten Moment wirkt der Manga dadurch bisweilen plump, wenn Ira etwa ausspricht, dass es sich bei den hellen Flocken, die den Boden bedecken, nicht um Schnee handelt, sondern um Asche. Letzteres kann man sich beim Lesen schließlich auch selbst denken.

Doch im Allgemeinen schaffen die Dialoge eine düster-mysteriöse Stimmung, wie sie in eine Dark-Fantasy-Geschichte gut passt. Besonders gefällt mir das Intro, das aus mehreren Seiten mit schwarzem Hintergrund und kurzen Textzeilen besteht. Das simuliert sehr schön die Untertitel in einem Opening und verleiht den Worten Nachdruck.

Bildgewaltig

Die Zeichnungen sind detailreich und voller Schraffuren. Auch viele Flächen sind schwarz, aber Shonen gelingt es, dass alles gut erkennbar ist. Die Zeichnungen sind eindrücklich und atmosphärisch, die Panels abwechslungsreich in Größe, Form und Perspektive. 

Ohne Vorkenntnisse zu Dark Souls erschafft der Manga so auch ein facettenreiches Bild einer düsteren Welt. Auch die handelnden Charaktere und der Plot brauchen keine Vorkenntnisse, da der Manga auch abgekapselt als eigenständige Geschichte funktioniert. Dennoch verbinden verschiedene Details wie die Kleidung oder die falsche Wand den Manga für Fans mit Dark Souls.

Fazit

Dark Souls Redemption Band 1: Humanity Lost ist ein guter Einführungsband in eine neue Dark-Fantasy-Mangareihe. Die Balance zwischen neuen Geheimnissen und Informationen und Erkenntnissen gelingt durchweg. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte noch weiterentwickeln wird. Allerdings spielen Kämpfe bisher noch eine untergeordnete Rolle, was mancher Erwartung vielleicht nicht ganz entspricht. Die vorhandenen Kämpfe sind eindrucksvoll inszeniert. Stattdessen liegt der Fokus auf der Geschichte der Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat. Diese Geschichte beginnt mit diesem Band schon fesselnd, weshalb auch einzelne überflüssige Äußerungen nicht lange stören.

Herzlichen Dank an Altraverse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.