
Baten Kaitos I & II HD Remaster von Bandai Namco Entertainment bringt die beiden Reihenteile auf moderne Plattformen. Mit leicht aufpolierter Optik und zusätzlichen optionalen Features zur Verbesserung des Spielflusses bietet sich die Gelegenheit, die Spiele zum ersten Mal oder erneut zu erleben.
Baten Kaitos Eternal Wings and the Lost Ocean
Den ersten Teil der Reihe hatte ich vor vielen Jahren auf dem GameCube gespielt. Dabei stachen mehrere Merkmale besonders hervor. Zum einen die unüblichen vorgerenderten Hintergründe, auf denen sich die Charaktere bewegen. Zum anderen das kartenbasierte Kampfsystem, bei dem Karten oft mehrere Zahlen zur Auswahl haben, um Kombos zu verstärken. Zudem können sich manche Karten mit der Zeit verändern. Garniert wurde das ganze noch von toller Musik von Motoi Sakuraba.

Protagonist das Spiels ist Kalas, der für die Welt unüblich nur einen Flügel hat. Aber auch der Spieler wird als Guardian Spirit dezent in die Geschichte eingebunden. Schon bald überstürzen sich die Ereignisse. Das Imperium Alfard ist hinter der Kraft eines versiegelten Gottes her. Neben Kalas schließen sich noch diverse weitere Charaktere der Gruppe an.
Die Geschichte ist durchaus unterhaltsam und spannend, im Gegensatz zum Guardian Spirit im Spiel wusste ich aber noch einiges.
Reise durch die Welt
Die Welt in Baten Kaitos Eternal Wings and the Lost Ocean ist in verschiedene fliegende Inseln aufgeteilt. Zwischen diesen kann man erst später frei reisen. Auf festen Wegen geht man zu verschiedenen Orten, um sie zu betreten. Diese bieten vorgerenderte Hintergründe mit Elementen, die den Charakter verdecken können, an manchen Stellen kann man auch klettern. Meist ist die Übersicht gut, aber vereinzelt kann es etwas schwieriger werden. Ein Waldgebiet vor allem hat viele Teile, die den Charakter verdecken und den Weg gleich mit. Die Welt bietet auch ordentlich optische Abwechslung mit Wäldern, Wüsten und mehr.

Neben dem automatischen Speichern beim Betreten von Kartenabschnitten kann man nur an blauen und roten großen Blumen speichern. Interessanterweise gelangt man nur durch die blauen Blumen zur Kathedrale, in der man mit gesammelten Erfahrungspunkten Charaktere aufleveln kann. Kämpfen alleine erhöht das Level nicht. Quests werden in keinem Log aufgeführt und man hat keine Markierungen. Teilweise soll man dabei ohne genaue Infos Items finden. Zwei große Nebenaufgaben führen gar um die ganze Welt.
Kartenbasierte Kämpfe mit Zeitdruck
Baten Kaitos Eternal Wings and the Lost Ocean hat wie oben erwähnt ein kartenbasiertes Kampfsystem. Bis zu drei Charaktere kämpfen dabei auf Spielerseite. An sich ist es rundenbasiert, aber viel Zeit kann man sich nicht lassen. Anfangs kann man zwar zu Beginn des eigenen Zuges beliebig lang überlegen, aber wenn man den Charakterrang erhöht, sinkt die Zeit dafür immer weiter. Ausserdem kann man zwar immer längere Kombos ausführen, hat aber nur begrenzt Zeit zur Auswahl der nächsten Karte. Zudem können Kombos verstärkt werden, wenn man gleiche oder aufeinanderfolgende Zahlen auswählt. Zahlen von 1 bis 9 gibt es dabei. Karten können jedoch mehrere Zahlen haben, die Auswahl geschieht auf dem Steam Deck wie im Original problemlos über den rechten Stick.

Möchte man Charaktere mit passenden Karten heilen, sollte man per Schultertaste auf die eigene Gruppe wechseln, denn auch Gegner können geheilt werden. Schaden oder die Heilung werden übrigens erst am Ende der Kombo zusammengerechnet.
Auch wenn Gegner am Zug sind, sollte man nicht abwarten. Denn der angegriffene Charakter kann defensive Karten nutzen um Schaden zu verringern oder Statusveränderungen abzuwenden. Zusätzlich sollte man Elemente der Karten beachten. Denn gegensätzliche Elemente schwächen den Gesamteffekt, sowohl offensiv als auch defensiv.
Zu guter letzt können Kombinationen bestimmter Karten eine neue Karte in die Auswahl am Kampfende bringen. Diese können sehr nützlich sein, allerdings kann man neben fester Beute meist nur aus einer Auswahl eine Karte wählen.
Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe berücksichtigt meinem Eindruck nach den Zufallsfaktor des Kartensystems. Aber gerade später können sich Kämpfe ziehen, wenn Bosse viel Lebensenergie besitzen. Schließlich lassen sich starke Kombos schlecht erzwingen.

Der Lauf der Zeit
In der Spielwelt spielen die Magnus genannten Karten eine wichtige Rolle. Mit diesen kann die Essenz diverser Dinge eingefangen und wieder freigesetzt werden. Aber selbst in Kartenform können sich Dinge mit der Zeit verändern. So können Trauben zum Beispiel verrotten. Später werden sie dann Wein…beziehungsweise in dieser Version ein Fruchtgetränk. Dieses kann schließlich zu Essig werden.
Das Alterungssystem ist an sich interessant, aber es führt auch dazu, das nützliche Karten plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Gerade bei durch spezielle Kombination im Kampf erhaltenen Karten kann das ärgerlich sein. Zumal teils selbst die dafür nötigen Karten sich schon durch Alterung verändert haben und somit die Kombination nicht einfach schnell wiederholt werden kann. Und das wird sowieso schon vom Zufallsfaktor im Kampf erschwert, welche Karten gezogen werden.

Custom Gameplay
Die Remaster-Version bietet neben kleineren textlichen Veränderungen auch Gameplay-Optionen. Diese lassen sich ausserhalb von Kämpfen einstellen. So kann man die Spielgeschwindigkeit ausserhalb von Kämpfen auf 200 oder 300% stellen, was das Alterungssystem jedoch ignoriert. Da die Standardgeschwindigkeit eher gemächlich ist, ist das eine gute Option.
Auch für den Kampf kann die Geschwindigkeit erhöht werden, was aufgrund des Zeitfaktors im Kampf aber auch erschwerend sein kann. Allerdings gibt es auch die Option, die Ergebniseinblendung nach Zügen zu überspringen, was den Kampffluss ebenfalls verbessert.
Wer gerade keine Lust auf Kämpfe hat, kann die meisten Encounter per Option verhindern oder Auto-Battle wählen. Ausserdem gibt es eine One-Hit-Kill-Option, die übrigens selbst bei Bossen wirkt.
Fazit
Baten Kaitos Eternal Wings and the Lost Ocean kann grundsätzlich auch in der Remaster-Version unterhalten. Die Gameplay-Optionen können Geschwindigkeit und Spielfluss verbessern. Story und Charaktere passen, die Sprachausgabe liegt diesmal aber nur auf Japanisch vor. Das Kampfsystem ist gerade mit Gameplay-Optionen noch immer interessant, auch wenn der Zufallsfaktor ärgerlich sein kann, was gerade spätere Bosskämpfe in die Länge ziehen kann. Das Questsystem ist leider eher veraltet und teils fehlt es auch an guten Informationen im Spiel. Manchen mag das gefallen. Auch manche Szenen und Shopmenüs wurden nicht ganz an die moderne Bildschirmbreite angepasst, was optisch etwas stört.

Insgesamt finde ich die Remaster-Version empfehlenswert, wenn man das Alter des Spiels im Hinterkopfbehält. Sei es, um das Spiel zum ersten Mal zu erleben, oder nochmal mit Spielflussverbesserungen.
Baten Kaitos Origins
Baten Kaitos I & II HD Remaster beinhaltet als zweiten Teil Baten Kaitos Origins. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich aber nicht um eine Fortsetzung, sondern um ein Prequel. Da Baten Kaitos Origins in der ursprünglichen Version nicht in Europa veröffentlicht wurde, war das Remaster mein erster Kontakt damit.
Monster und Maschinen
Baten Kaitos Origins spielt ein paar Jahre vor dem ersten Teil. Der junge Protagonist Sagi ist Teil des Imperial Dark Service geworden. Als Überraschend die Ermordung des Souveräns Missionsziel ist, zögert Sagi nicht lange. Denn er hat seine eigene Motivation dafür. Gemeinsam mit einem humanoiden Roboter namens Guillo nimmt er an der Mission teil.
Doch die Mission läuft nicht wie geplant, zudem taucht ein seltsames Monster auf. Sagi verliert das Bewusstsein und findet sich an einem anderen Ort wieder. Dort scheinen Dörfer ausgelöscht zu werden. Dann wacht Sagi wieder im Missionsgebiet auf und flieht mit Guillo.

Während der Flucht schließt sich auf dem Weg zum Hafen Milly, die behütete Tochter eines imperialen Hauses an. Schließlich kommt es dazu, dass die drei um die Welt reisen. Können sie die Hintergründe der mysteriösen Monster aufdecken und die maschinengestützten imperialen Weltmachtbestrebungen stoppen?
Ich fand die Geschichte unterhaltsam und habe kein Problem mit der kleineren Gruppe. Manchem sind die unreifen Streitereien zwischen Milly und Guillo vielleicht etwas zu viel.
Bekanntes und neues
Der Weltaufbau in Baten Kaitos Origins orientiert sich am Vorgänger. Wieder bewegt man sich mit vorgegebener Kamera durch die Gebiete. Teilweise kennt man Orte schon aus dem Vorgänger, aber es gibt genug neues.
Wieder gibt es einige kleinere Nebenquests, für die man bestimmte Items sammeln soll. Manche Items muss man jedoch durch einen Magnus Mixer kombinieren. Zudem gibt es diesmal eine Questliste.

Als größere Aufgabe gilt es, auf der ganzen Welt Teile einer Stadt in Form von Magnus-Karten zu sammeln. Diese Stadt hat ein an Knete erinnerndes Design.
Änderungen im Kampfsystem
Das Kampfsystem wurde im Vergleich zum Vorgänger gründlich überarbeitet. Es ist nicht mehr rundenbasiert, und die Gruppe teilt sich ein Deck. Standardangriffe und Items können in der Regel alle Charaktere nutzen. Spezialangriffe und Ausrüstung sind meist charaktergebunden.
Kombos lassen sich nur noch in aufsteigender Zahl formen und Karten haben nur jeweils eine davon. Zur Auswahl der nächsten Karte hat man nur begrenzt Zeit. Zudem benötigen starke Angriffe MP, die man durch Karteneinsatz erhält. Längere Kombos sorgen übrigens dafür, dass der jeweilige Charakter länger bis zur nächsten Aktion warten muss. Rüstungs- und Waffenkarten gewähren für eine vorgegebene Trefferzahl Boni. Items können heilen oder wiederbeleben, manche zählen als Artefakte und benötigen MP zum Einsatz.

Ich wurde mit dem Kampfsystem nicht so recht warm. Die charakterspezifischen Karten und MP-Kosten sorgten oft dafür, dass ich bloß mehrere Karten aus der Hand entfernt habe statt mit dem aktuellen Charakter zu agieren. Die Wirkung von Heilitems ist teilweise in keinem guten Verhältnis zu HP der Charaktere und gegnerischer Angriffsstärke.
Und auch mit 200% Geschwindigkeit dauern Kämpfe oft mehrere Minuten, Gegner sind zahlreich anzutreffen. Aber die Option, Kämpfe zu vermeiden wollte ich wegen des Auflevelns der Charaktere ungern nutzen. Zumal später der gefühlte Schwierigkeitsgrad unangenehm anzog.
Allerdings kann ich schlecht beurteilen, wie das bessere Beachten der EX Combos geholfen hätte. Der Einsatz bestimmter Kartenkombinationen führt zu charakterspezifischen starken EX Combos. Neben mehr Schaden können diese sogar Statusboni oder Heilung bewirken. Dafür hätte ich mir aber diverse Kombinationen merken müssen. Zudem bräuchte das Überlegen und Umordnen der Karten zur besseren Ausführung Zeit, in der Gegner weiter angreifen.

Fazit
Mit dem HD Remaster habe ich meine Wissenslücke zu Baten Kaitos Origins geschlossen. Als Prequel hat es zwar Verbindungen zum ersten Teil, aber diese sind nicht zu stark. Die kleinere Gruppe wusste zu unterhalten, auch wenn sich Milly und Guillo etwas oft kindisch streiten.
Das Kampfsystem ist zwar prinzipiell schneller als im Vorgänger, mir persönlich hat es leider nicht so sehr gefallen. Zu oft musste ich beim geteilten Deck Karten aus der Hand entfernen, statt zu agieren. Auch mit schnellerem Kampfsystem ziehen sich Kämpfe oft in die Länge, und in späteren Kämpfen erlitt ich oft Niederlagen, weil Kartenglück (und vielleicht mein Deck) nicht mitspielen wollten.

Die Custom Gameplay Features zur Beschleunigung des Spiels sind willkommen, und wer möchte kann auch hier Gegner mit einem Treffer besiegen.
Die Musik weiß wieder zu gefallen, auch wenn ich die vom ersten Teil aus Nostalgiegründen stärker in Erinnerung habe. Wer Baten Kaitos Origins nachholen möchte, hat im HD Remaster die Chance dazu, die Custom Gameplay Features können den Spielfluss verbessern.
Gesamtfazit
Baten Kaitos I & II HD Remaster bringt zwei Klassiker einer neuen Generation näher. Die Custom Gameplay Features können den Spielfluss verbessern. Die Optik mag für manchen gewöhnungsbedürftig sein, und mit höherer Auflösung fallen mangelnde Animationen der Modelle, zum Beispiel beim Sprechen, leichter auf. Die Musik ist schön anzuhören, kartenbasierte Kampfsysteme mittlerweile weniger Alleinstellungsmerkmal.
An mancherlei Stelle merkt man den Spielen ihr Alter an, und ohne die Beschleunigungsfeatures wäre es oft auch langsam. Insgesamt kann man den Spielen in Baten Kaitos I & II HD Remaster aber durchaus eine Chance geben.

Vielen Dank an Bandai Namco Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PC (Steam Deck).