Stellar Blade (Review)

Ursprünglich als Multiplattformtitel angekündigt, ist Stellar Blade nun doch als PS5-exklusiver Titel erschienen. Die Zensurdebatte, die gerade im Internet rumgeistert, ignoriere ich in meinem Test komplett, weil ich erstens keine wirkliche Zensur sehe und zweitens das Gameplay nicht geändert wird. Ich habe oft gelesen, dass Stellar Blade Anleihen von einem Soulslike hat, aber abgesehen von einer gewissen Grundschwierigkeit und der Tatsache, dass Feinde nach dem Ausruhen am Lagerplatz neu respawnen sehe ich absolut keine Parallelen. Stellar Blade ist das erste große Konsolenprojekt vom südkoreanischen Entwickler SHIFT UP und nach dem Spielen der Demo war ich doch sehr angefixt und gespannt, ob das endgültige Produkt den Vorschusslorbeeren gerecht wird. 

Die Story ist voller Twists, dementsprechend versuche ich nicht weiter auf diese einzugehen, um nicht aus Versehen zu spoilern. Grob gesagt werden EVE und ihr Squad auf die Erde entsandt, um die Naytibas zu bekämpfen, eine Spezies die die Menschen von der Erde vertrieben hat. Die Geschichte ist spannend erzählt und auch insbesondere die Charakterzeichnung von EVE hat mich überzeugt. Nach und nach kommt man hinter die Geheimnisse und Geschehnisse, die auf der Erde stattgefunden haben und setzt das Puzzle immer mehr zusammen. Die deutsche Sprachausgabe ist super, die Sprecher und Sprecherinnen geben ihr Bestes und überzeugen auf ganzer Linie. Die musikalische Untermalung ist ähnlich wie in NieR: Automata sehr atmosphärisch, das ist aber auch kein Wunder, stecken doch die gleichen Komponisten hinter beiden Titeln. Insbesondere der Gesang ist fantastisch und setzt einen schönen Kontrast zu der doch sehr düsteren Umgebung. Die Grafik von Stellar Blade setzt schön die Muskeln der PS5 ein, es ruckelt nichts und ich hatte in meiner gesamten Spielzeit keinen einzigen Bug oder Grafikfehler. Hut ab dafür, das ist heute beim Release eines Spiels leider nicht mehr selbstverständlich, umso mehr begeistert mich grafische und technische Opulenz. Einzig die grafische Abwechslung könnte ich bemängeln, andererseits ist die Zivilisation untergegangen und die Tristesse passt wiederum. Es gibt trotzdem wunderschöne Panoramen und viele Details, wenn man sich auf die Welt einlässt.

Das Kampfsystem wirkt in den ersten Spielstunden noch simpel, wird jedoch mit vielen gelernten Fähigkeiten durchgehend komplexer. Das Timing ist hier sehr wichtig, manchen Angriffen kann man gut ausweichen, andere wiederum muss man perfekt parieren, später kommen noch andere Möglichkeiten hinzu, auf die ich aber aus Spoilergründen nicht weiter eingehe. Die Kämpfe sind nicht nur reines button mashing, hier muss man auch taktisch vorgehen und sich auf die Gegner einlassen. Manchmal wirft das Spiel einem viele kleine Gegner entgegen, aber größtenteils besteht es aus Duellen gegen einen Gegner, die besonders viel Spaß machen. Die Kämpfe sind schnell und durch die akrobatischen Einlagen von EVE auch sehr dynamisch, die meisten Fähigkeiten muss man erst durch bestimmte Aktionen aufladen und dann im richtigen Augenblick auslösen. Das Kampfsystem ist für mich eines der besten seiner Art und ich habe es geliebt, mich nach einem hartem Kampf erst mal zu erholen und mich dann dem nächsten zu widmen. Die Befriedigung über einen Sieg war sehr groß, denn schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad bin ich sehr viele Tode gestorben. Anfangs gibt es nur leicht oder mittel, erst nach dem Durchspielen wird der harte freigeschaltet, das ist schon wie bei Final Fantasy eine Unart, die mir nicht gut gefällt, weil man für die richtige Herausforderung zwei Durchgänge vor sich hat. Die Herausforderung ist natürlich trotzdem gegeben, so viel ist sicher.

Die Welten die man durchschreitet wechseln sich in ihrer Größe gut ab, manche sind weitläufig, andere hingegen wiederum sehr linear. Wer gerne entdeckt hat mit Stellar Blade alles richtig gemacht, oft gibt es versteckte Wege die man erst entdecken muss wie auch Abzweigungen abseits des normalen Weges. Neben diversen Materialien gibt es auch unter anderem Erweiterungen der Lebensleiste oder auch neue Kostüme zu finden. Im manchen Lagern kann man auch seine Waffe oder seine „Rüstung“ verbessern, im Shop einkaufen und sich seinen Fähigkeiten widmen. Denn durch Fähigkeitspunkte, die man übrigens nicht nach seinem Tod wieder mühsam einsammeln muss, gibt es im fünfteiligen Fähigkeitenbaum viele Skills freizuschalten, wovon einige essentiell sind. Neben den Kämpfen und der Erkundung gibt es auch einige Rätseleinlagen und Sprungsequenzen, die für Abwechslung sorgen. Die Rätsel habe ich gut lösen können, die Sprungeinlagen waren wiederum teilweise echt hakelig und ich bin oft in die Tiefe gestürzt. Das kreide ich aber in diesem Fall nicht meinen Fähigkeiten sondern der Steuerung an. So gut sie in den Kämpfen auch funktioniert, so schlecht ist sie bei den Sprüngen. Spaß hat es ja einigermaßen gemacht, aber bei Sprungerfolgen habe ich es nicht wegen, sondern trotz der Steuerung geschafft und manchmal war es auch Glückssache. Ich hatte auch das Gefühl, dass manche Steuerungseingaben nicht richtig erkannt wurden, das gab es im Kampfsystem „nur“ bei den Heilflaschen, wobei mich das auch einige Tode gekostet hat. 

Neben der Hauptquest werden auch diverse Nebenquests freigeschaltet, sobald man einen bestimmten Punkt im Spiel erreicht hat. Diese sind spielerisch nichts Besonders, aber die Geschichten hinter diesen Quests haben mich doch dazu gebracht, praktisch alle zu erfüllen. Die Belohnungen habe ich gerne mitgenommen und ich war stets motiviert, auch die kleinste Ecke in der Welt zu erkunden. Jeglicher Fortschritt war gerne gesehen, weil Stellar Blade wie schon geschrieben sehr herausfordernd war. Ich vermute auf leicht wäre ich schneller durchgekommen, hätte wohl aber nicht so viel erkundet und auch nicht versucht, alle Facetten des Kampfsystems zu verinnerlichen. Normalerweise versuche ich nämlich, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, so entgehen mir in vielen Spielen viele Möglichkeiten, aber nicht in Stellar Blade. Dieser Punkt war auch mein Glück, denn die spektakulären Bosskämpfe hätten mich ansonsten sehr viele Nerven gekostet.

Ich hatte riesigen Spaß am Spiel, die Grafik ist super, die Musik und die Sprachausgabe fantastisch und der Gameplayloop hat mich überzeugt. Auch die Möglichkeit zu erkunden und die Abwechslung zwischen linearen und weitläufigen Gebieten habe ich gerne mitgenommen. Das Schnellreisesystem war besonders komfortabel, da die Ladezeiten sehr kurz waren. Das Kampfsystem ist großartig und ich bin regelrecht in die Geschichte versunken. Lediglich die Sprungeinlagen könnten steuerungstechnisch besser sein, aber ansonsten habe ich nicht viel zu meckern. Stellar Blade ist ein fantastisches Spiel und nach Lies of P das zweite Spiel innerhalb von einem Jahr aus Südkorea, das mich vollends überzeugt hat. Ich bin gespannt auf das nächste Spiel von SHIFT UP, wenn die Qualität gehalten wird steht uns wieder Großes bevor. 

Herzlichen Dank an Sony für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf der PlayStation 5.