Stronghold: Definitive Edition (Review)

Seid gegrüßt Sire! Eure Feste erwartet euch!

Rund 22 Jahre ist es her, seit mit Stronghold ein wahrer Meilenstein das Echtzeit-Strategie aufgemischt hat. Nicht nur das Gameplay, das einen einzigartigen Mix aus Aufbausimulation und Echtzeitstrategie bot, sondern auch die atmosphärische Musik, hervorragende Synchronsprecher und eine unglaubliche Liebe fürs Detail, hoben Stronghold von der Masse ab. Aber reicht das auch heute noch, um zu begeistern?

Für alle, die Stronghold noch nicht kennen, ist hier der Elevator-Pitch:
Ihr spielt einen Burgherren, der seine Burg aufbauen, die Bevölkerung bei Laune halten und feindliche Angriffe abwehren muss. Dabei nutzt ihr Produktionsketten, um die abgebauten Ressourcen in Güter umzuwandeln. Hat der Holzfäller die Bretter zum Lager gebracht, könnt ihr mit dem Holz eine Farm bauen, die Korn ins Lager bringt. Eine Mühle holt das Korn ab und verarbeitet es zu Mehl, das wiederum ein Bäcker zu Brot verarbeitet. Ist nicht genügend Nahrung im Kornspeicher oder die Steuern zu hoch, macht man sich bei der Bevölkerung unbeliebt. Es gilt also die Balance zwischen Effizienz und Luxus zu finden.

Ein weiter Weg.

Aber was ist eigentlich neu, an der Definitive Edition? Kurz gesagt, bekommt ihr hier die hübscheste Version des Spiels. Wurden bei Stronghold HD einfach die vorhandenen Grafiken hochskaliert, so unterstützt Stronghold: Definitive Edition nativ Auflösungen bis 4k. Außerdem wurden die Grafiken aufpoliert und beispielsweise Bewegungsanimationen sehen deutlich flüssiger aus. Auch die Texturen sind noch einmal verbessert worden und zeigen deutlich mehr erkennbare Details. Auf großen Karten gibt es zudem eine neue, dritte Zoomstufe – freies Zoomen bleibt uns aber verwehrt. Natürlich sind auch weiterhin alle Grafiken zweidimensional, was allerdings sehr gut zum Charme des Spiels passt.

Was dem Spiel wirklich gut tut, ist das moderne Steuerungsschema. Puristen dürfen natürlich auch die Klassische Steuerung wählen. Aber die Möglichkeit, Truppen per Rechtsklick agieren zu lassen, die Karte mit Q und E zu drehen oder die Kamera mit W,A,S,D zu bewegen sorgen für ein intuitiveres Spielerlebnis.

Manchmal hilft nur Muskelkraft!

Neben der altbekannten Hauptkampagne und einigen Wirtschaftsmissionen, gibt es zwei neue Feldzüge in der Juwel-Kampagne. In jeweils sieben Missionen dürfen wir hier gegen die Truppen der Ratte und der Schlange antreten. Auf der einen Seite ist es wirklich großartig, dass für ein 22 Jahre altes Spiel im Remaster neue Kampagnenmissionen hinzugefügt werden. Leider betonen diese aber genau die spielerischen Aspekte, die mich schon damals am meisten gestört haben. Die meisten der neuen Missionen drehen sich nämlich darum, dass wir keine eigene Basis haben und unsere Truppen durch feindliches Gebiet bewegen. Geht man etwas kopflos heran, zieht man schnell den Kürzeren. Leider erweist sich die Methode, die eigenen Fernkämpfer millimeterweise vor zu bewegen, dabei am effektivsten. Denn die KI ist auf dem Stand von damals stehen geblieben und computergesteuerte Einheiten lassen sich gerne aus der Entfernung abschießen, ohne zu reagieren.

Es werden Rekruten benötigt, Sire!

Daneben gibt es auch den neuen Burgpfad, in dem man in insgesamt 10 herausfordernden Belagerungsszenarien bekannte, historische Burgen einnehmen muss. Hinzu kommt noch die Online-Mehrspielerunterstützung über Steam, die es erlaubt, mit wenigen Klicks eine Lobby zu eröffnen oder einem Spiel beizutreten. Weiterhin abwesend ist ein Skirmish-Modus, in dem Mehrspielerkarten mit Computergegnern spielen kann. Den gab es auch damals schließlich erst mit Stronghold Crusader. Ganz besonders gut gefällt mir die Unterstützung des Steam Workshops. So ist es kinderleicht, neue Missionen oder Mehrspielerkarten, die andere erstellt haben, herunterzuladen und zu spielen.

Die Burg hat standgehalten.

Die große Frage ist also: Lohnt sich Stronghold: Definitive Edition, wenn man bereits die HD-Fassung besitzt, die ebenfalls auf modernen Rechnern läuft? Und die Antwort darauf ist definitiv ja. Denn zum einen kostet dieses wirklich solide Remaster gerade einmal €14,99. Zum anderen arbeiten die Entwickler bereits fleißig an Patches, um einige Mängel, die die Community in den Foren beklagt, zu beheben. Mir selbst sind beim Testen übrigens keine Probleme begegnet.

Eine große Kontroverse war übrigens auch der Schreiber, der euch mit Rat und Tat zur Seite steht. Dieser hatte nämlich ein Makeover erhalten und sah der alten Fassung nicht mehr wirklich ähnlich. Das hat die Community so bemängelt, dass mittlerweile eine Option hinzugefügt wurde, um auf Wunsch dem alten Schreiber seinen Job zurück zu geben.

Der Kornspeicher ist voll, Mylord.

Darüber hinaus haben die Entwickler bereits eine Post-Release Roadmap veröffentlicht. Demzufolge sind ein Winter-Update und ein Frühlings-Update geplant. Diese werden gratis diverse neue Missionen und Karten bieten, sowie jeweils ein kostenpflichtiges DLC für €2,99 mit neuen Missionen für die Juwel-Kampagne enthalten.

Mein Bogen ist Euer!

Moderne Aufbausimulationen und Echtzeitstrategiespiele bieten zwar deutlich mehr Komplexität, aber gerade deshalb punktet Stronghold: Definitive Edition bei mir nicht nur mit dem Nostalgiefaktor, sondern auch mit einem gewissen Purismus. Fans des alten Spiels werden hier genau so gut unterhalten, wie Neueinsteiger. Die neue Juwel-Kampagne ist zwar nicht mein Bier, weil ich lieber in Ruhe aufbaue, aber allein die Tatsache, dass für ein 22 Jahre altes Spiel neue Missionen entworfen wurden, ist für ein Remaster keine Selbstverständlichkeit. Also, worauf wartet ihr? Ab auf die Burg!

Vielen Dank an Firefly Studios für die Bereitstellung des Steam-Codes für ein Testmuster.