Ich bin durch. Das Spiel wird in den späteren Kapiteln größtenteils ernster, so dass der Schamfaktor meistenteils wieder abgeebbt ist. Oh, und die beiden zum Zeitpunkt meines letzten Teils noch ausstehenden Techtelmechtel mit den selbstbewusstesten Damen im Team sind sogar halbwegs angemessen, sie schmelzen nicht so übertrieben dahin - auch deshalb zum Glück, weil mir Azami minderjährig scheint.
Ich habe nicht den Vergleich mit den Vorgängern, die ja auch immer Romantikspiele gewesen sind. Aus meiner Erfahrung scheint mir einfach, dass Frauenrollen in japanischen Videospielen aus der vor allem, aber nicht nur zweiten Reihe mit den Jahrzehnten immer stärker sexualisiert werden. Es geht ja nicht mal ums äußerliche Charakterdesign (jedenfalls nicht in diesem Fall, da stört mich nur Anastasia), sondern um dieses immer quietschiger, hysterischer und unselbstständiger werdende Element.
Wenn man das ausblendet, scheint mir der Visual Novel-Teil der Vorgänger halbwegs okay in die Gegenwart übertragen worden zu sein. Ich verstehe zwar nicht, warum die rein japanische Sprachausgabe nicht komplett ist - buchstäblich, das belegt ähnlich viel Platz auf der Festplatte wie Uncharted IV mit umfangreicher Sprachausgabe in mehreren Sprachen bei viel mehr und aufwendiger gestalteten Schauplätzen -, aber die vielen Unterhaltungen bieten genug Auswahlmöglichkeiten, die sich transparent auf Sympathieskalen auswirken, sind aufwendig animiert (selten, zum Ende aber immer öfter, wird auf Standbilder ausgewichen) und zwar manches Mal peinlich, aber meistens sehr witzig. Zur Mitte des Spiels übertreibt es einfach, aber im Rückblick sehe ich manches wieder entspannter, wenn auch nicht völlig unkritisch.
Absolut unzufrieden bin ich jedoch mit den Actionsequenzen und bin verwirrt, wie es dazu kommen konnte. Die Actionsequenzen habe ich mit den Warriors-Spielen verglichen, aber eigentlich stimmt das nur an der Oberfläche. In den Warriorsspielen muss man auf großen Karten immerhin mehrere Hotspots im Auge behalten, dieses taktische Element fehlt in den Schläuchen von Sakura Wars völlig. Aber rein funktionell ist es mit den Gegnermassen halt näher an Warriors als etwa an Devil May Cry. Da fehlt dem Moveset auch die Tiefe, jemine, Warriors-Charaktere haben mehr drauf! Ich verstehe echt nicht, warum die Entwickler diesen Weg eingeschlagen haben. Es ist ja nun mal so, dass Fire Emblem zeigt, dass strategische Schlachten kombiniert mit langen Dialogen dazwischen Hitpotenzial haben. Es gab nicht den geringsten Grund, aus Sakura Wars ein Hack'n Slay zu machen. Wenn Sega die Entscheidung aufgrund von einem Marktforschungsunternehmen getroffen hat, sollten sie das besser nie wieder anheuern, denn, Vorurteile mögen aus mir sprechen, aber ich stelle mir den typischen Warriorsspieler, wirklich den Typ, der sie alle spielt und trotzdem nach mehr Futter giert, als ziemlich ungeduldig vor. In diesen Spielen ist immer was los, hier vergehen Stunden ohne Kampf. Für welche Zielgruppe wurde dieses Spiel also eigentlich gemacht?
Ich habe es oben schon gesagt, wenn man etwas ändern will, hätte man sich auch bei den derzeit beliebten, dynamischeren Strategiespielen im XCOM-Stil bedienen können.
Wenn ich das Spiel bewerten müsste:
Der Erkundungsteil: Okay
Der Kampfteil: Müll
Koi-Koi Wars: Gut
Das Gesamturteil: So lala.
Ja, Koi-Ko Wars. Ich habe dieses Kartenspiel bis zum Ende nicht ganz durchschaut, aber trotzdem einige Zeit damit verbracht. Ein gutes Minispiel.
Die Grafik ist schon sehr schön, aber die Schauplätze verändern sich einfach nicht mit der Jahreszeit. Im Winter schneit es im Ladebildschirm, aber nicht im Spiel. Diese komische Linie in allen Gesichtern, die wohl als permanenter Schatten den Kontrast der Nase erhöhen soll, hat mich zu Beginn des Spiels verwirrt. Erst dachte ich, der Hauptcharakter hat eine dicke Narbe auf der Nase, und wieso nicht, er hat ja Kampferfahrung, aber als alle diese Linien im Gesicht trugen, habe ich erst verstanden, was es darstellen soll.
Der Soundtrack ist übrigens sehr schmissig, wohl das beste am Spiel, den Track beim Kampf gegen
die Berliner Kampftruppe habe ich mir schon bei Youtube gesucht, der hat im Gefecht pure Gänsehaut erzeugt.
Yoshi hat geschrieben: ↑22. Jun 2021, 08:26
Das Spiel wurde im Resetera ja mit einem Thread bedacht, der behauptete, dass es spielerisch relativ nah an Sonic sei, weil es wohl ebenfalls High Speed Jump & Run Sektionen enthält. Ist da was dran?
Wenn es eine Weltverschwörung gibt, an die ich glaube, dann jene, dass eine anonyme Gruppe Falschbehauptungen in die Welt setzt, mit dem Ziel, Yoshi leiden zu lassen, in dem ihm Spiele unter falschem Vorwand nahegelegt werden, deren Konsum ihn nur quälen würde. Ja, man hüpft häufiger über sich langsam drehende Zahnräder und gemächlich schwebende Plattformen, und ja, zwischen den Kämpfen haut man immer den Boost rein, weil man sich sonst quälend langsam fortbewegt. Aber wenn ich nach Sonic Adventure, Sonic Adventure 2, Sonic Heroes, Sonic und die geheimen Ringe, Sonic Colours, Sonic Generations und Sonic Lost World genügend Erfahrung mit Sonic reklamieren darf, um ein Urteil abgeben zu dürfen: Totaler Quatsch, der nur im nerdigen Elfenbeinturm von Resetera gedeihen kann!