Ich habe das Spiel jetzt gespielt und in zwei Sitzungen beendet.
Ein schönes Adventure oder Walking Simulator? Ich weiß nicht, wie viele Aufgaben ein Walking Simulator haben darf. Die Rätseldichte wird mit wachsender Spielzeit immer höher. Geschicklichkeitsaufgaben, bei denen man sterben kann, gibt es auch, ebenso wie kurze Sprungabschnitte.
Es hat aber dieses typische Walking-Simulator-Stilmittel, dass ein guter Teil der Story über Schnipsel erzählt wird, die man aufsammelt, Schriftstücke, Hologramme und Audionachrichten. Die erste Audionachricht findet man in einem Türrahmen und ich dachte, das sei ein Kraftfeld, das ich erst mal deaktivieren muss. Ich bin ewig im Raum hin und her gelaufen und habe nach dem zugehörigen Rätsel gesucht. Dann wollt ich einfach wissen, ob man von dem Kraftfeld nur zurückgeworfen wird oder stirbt, laufe hinein und kam mir danach ziemlich blöd vor.
Jedenfalls ist es nicht immer logisch, wo man Nachrichten findet. Aber überhaupt, Logik. Der ganze Anfang ist Quatsch. Da gibt es irgendwie im Hintergrund eine Bodencrew, aber ich muss die Rakete selber von den Treibstoffzufuhr abklemmen, im menschenleeren Control-Center den Countdown einleiten und während der läuft schnell in die Rakete hüpfen. Klar, der Hintergrund ist wohl ein sehr geringes Budget des Spiels, aber da wäre es ein stimmigerer Start gewesen, wenn ich einfach in der Raketenkanzel gehockt hätte und der Start der Beginn ist. Andererseits ist mir schon klar, dass man so die klimagewandelte Erde, die größtenteils ähnlich wüst wie der Mars geworden ist, mit eigenen Augen sehen solte. Aber auch das wäre eleganter gegangen.
Aber, muss man auch sagen, wer seinen Astronauten mit einem Raumanzug ausstattet, der nur für drei Minuten Sauerstoff aufnehmen kann, der lässt ihn bestimmt auch die Rakete selbst starten.
Dabei ist der Rest des Spiels sehr bodenständig. Es gibt vor der Landung auf dem Mond einen Abschnitt in Schwerelosigkeit, Fahrten über die Mondoberfläche in einem dickreifigen Mondrover, halt die ganze Bandbreite glaubwürdiger Nah-Zukunfts-Raumfahrt.
Das Spiel lebt nicht so sehr von der Geschichte - das Geheimnis, was passiert ist, lüftet das Spiel enorm früh. Aber die Atmosphäre in den verlassenen Anlagen und auf der Mondoberfläche ist so dermaßend dicht, ich war echt gefesselt.
Es gab auf der PS2 Ein Horrorspiel mit ähnlich bodenständiger Technik auf dem Mond, Echo Night Beyond. Ich musste mehrmals daran denken. Ich habe mir mit jeder neuen Technikgeneration noch ein Spiel mit solchem Setting auf dem Mond gewünscht. Denn wenn man erst mal dort ist, wirkt das Spiel alles andere als Low Budget. Das ist alles, finde ich, sehr hübsch. Andererseits gibt es schon einen dicken Schnitzer in der Inszenierung. Denn wenn da mal so eine große Anlage war, in der es üblich gewesen ist, dass Menschen auf der Oberfläche arbeiten, müsste die Mondoberfläche in der Umgebung mit Fußspuren und Fahrrinnen übersäht sein, gibt es dort keinen Wind, der sie verweht. Stattdessen ist die Oberfläche immer total glatt und unberührt.
Die Musik ist auch stimmungsvoll.
Deliver us the Moon kriegt mein Prädikat.