Zeratul hat geschrieben: ↑24. Nov 2020, 16:09
Mich würde übrigens mal interessieren, an welchem Punkt in der Entwicklung man sich dazu entschlossen hat, Joel sterben zu lassen, denn wenn man sich den Reveal-Trailer nochmal anschaut, dann sitzt Ellie da und erzählt Joel, dass sie "jeden einzelnen von ihnen töten wird." Entweder hat man Joel in den Trailer gepackt, um die Spieler über Ellies Motiv für ihre Rache im Dunkeln zu lassen oder man hatte damals noch eine andere Motivation geplant.[/inlinespoiler]
Ich glaube, dass er da eher als eine Art „innere Stimme“, Vision o.ä. auftritt.
Ich habe das Spiel gestern durchgespielt und habe mir jetzt auch mal die ganzen Spoiler-Texte durchgelesen. Stimme mit vielem überein. Möchte, dennoch ein paar Gedanken dazu loswerden. Ich überschreibe meinen Rückblick mal mit „
The Last of Us Part II - eine Fortsetzung, die kein Mensch braucht, aber jeder gespielt haben sollte“
Diesen scheinbaren Widerspruch versuche ich im folgenden Text aufzulösen:
Im Rückblick finde ich das Experiment, das ND uns hier präsentiert hat, durchaus gelungen. Ich gehe zwar mit dem ein oder anderen Detail nicht konform, aber sowas habe ich in meiner langen Zeit als Gamer noch nicht vorgesetzt bekommen - da gebe ich Wytz absolut recht. Dennoch ist es in meinen Augen „nur“ ein gutes Spiel und kein Meisterwerk wie der Vorgänger. Bezüglich der Handlung ist es ein ausgesprochen gut gestaltetes Drama. Spielerisch fühlt es sich viel zu oft gestreckt an. Über weite Abschnitte ist es mir sogar so vorgekommen, dass die immer mal wieder auftauchende Action dazu dienen soll, den Spieler zwischen den Videosequenzen und dem Kitsch auf der Farm am Ball zu halten. Sollte es aber nicht eigentlich genau andersherum sein?
Dabei ist das Gameplay über jeden Zweifel erhaben. Die Gegner haben einen unglaublich großen Aktionsradius. Man betritt ein großes Gebiet, säubert es (wundert sich dabei, weshalb der Entwickler so verschwenderisch in Hinblick auf die Räume war), nur um festzustellen, dass weitere Gegner kommen und man wirklich das ganze Gebiet ausnutzen kann. Ich bin schon sehr gespannt, was die neue Generation in Sachen K.I. diesbezüglich zu bieten hat.
DAVON hätte ich gerne mehr gesehen. Gerne hätte ich die vielen Möglichkeiten des Gameplays weiter ausprobiert, Fallen gestellt, die Gegner in Hinterhalte gelockt usw. Stattdessen bin ich durch irgendwelche Rückblenden gelatscht und andauernd Vorräte gesammelt, die ich letztlich kaum gebraucht habe. Dieses Gleichgewicht hat Resident Evil 2 wesentlich besser hinbekommen.
Bezüglich der Handlung wurde vieles schon gesagt. Ich bleibe dabei, dass man dem Spieler am Ende von Teil 1 die Entscheidung hätte überlassen sollen, ob man Ellie rettet oder die Menschheit.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich diesen Fokus auf Ellie in Teil 2 gutheißen soll. Hätte es nicht für einen WTF-Moment gesorgt, wenn man die ganze Zeit
Abby gespielt hätte, ohne dabei zu wissen, wer sie eigentlich ist? Nur um am Ende ihrer Handlung dann
Joel zu töten? Ich hab mich letztlich mit ihr versöhnt, allerdings auf Kosten von
Ellie, die mir nun absolut unsympathisch geworden ist. Finde es auch sehr schade für die Figur, dass sie nun alles verloren hat
sogar ihr Gitarrenspiel, ihre geistige Verbindung zu Joel und sogar die Sympathie des Spielers
sie entfernt sich am Ende nicht nur von der Gitarre, sondern auch vom Spieler in meinen Augen. Großes Drama. Dennoch bleibt die Frage, ob das mit einer neuen, unverbrauchten Figur nicht auch geklappt hätte.
Irgendwie fühlt sich Last of Us 2 wie der dunkle Zwilling zu Uncharted 4 an. Das eine
endet mit einem Happy End in einer Strandhütte, das andere in einem verlassenen Haus. Das eine möchte man direkt wieder spielen, das andere... nun ja, also
Ellie möchte ich, um ehrlich zu sein, nie wieder spielen. Mordlustige Irre. Ein richtig mutiger Schritt wäre es gewesen,
sie am Ende sterben zu lassen. Quasi als Sühne für all ihre Verbrechen, die sie auf ihrem Rachefeldzug begangen hat. Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass ihr gewähltes Schicksal schlimmer ist als der Tod. Vielleicht. Wenn da nicht der üble Geschmack einer Fortsetzung mit dabei wäre.
Man hat gegen Ende die Möglichkeit einer interaktiven Handlung wieder verschenkt - genau wie bei Teil 1.
Viele haben geschrieben, dass sie in einer Szene aus versehen zu früh im Kampf mit
Abby das Messer losgelassen haben. Ging mir auch so, Ellie wurde daraufhin erstochen. Vielleicht was dies tatsächlich von den Entwicklern so gewollt. Aber warum nicht mutiger sein? Wieso die Entscheidung in letzter Instanz nicht dem Spieler überlassen? Rache? Vergebung? Sühne? Das Ganze hätte lediglich den Mehraufwand von 3 Endings gehabt. Schade, dass man den modernen Spieler nicht für mündig genug hält, selbst zu entscheiden. War doch bei Resident Evil 1 in den 90ern auch kein Problem?