Kabul: friedlicher Machtwechsel mit Taliban

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Screw
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Kabul: friedlicher Machtwechsel mit Taliban

#1

Beitrag von Screw »

Ist es denn zu fassen? :enton:
Die Welt schaut nur zu.
Die afghanische Regierung verkündete nun, man habe sich mit den Taliban auf einen friedlichen Machtwechsel geeinigt.
https://www.rnd.de/politik/afghanistan- ... T36GU.html
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Ryudo
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#2

Beitrag von Ryudo »

Die Welt feiert nächstes Jahr dumm fröhlich in Katar, welche die politische Führung der Taliban beherbergt.

Aber was willste auch machen, wenn keinerlei Eigeninitiative gezeigt wird? Dieses Ergebnis war schon vor 20 Jahren klar.
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Zeratul
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#3

Beitrag von Zeratul »

Ryudo hat geschrieben: 15. Aug 2021, 20:16 Aber was willste auch machen, wenn keinerlei Eigeninitiative gezeigt wird? Dieses Ergebnis war schon vor 20 Jahren klar.
Ich würde sogar sagen, dass es noch einen Schritt weiter geht. Es fehlt nicht nur die Eigeninitiative, sondern viele im afghanischen Militär begrüßen die Taliban. Das afghanische Militär war den Taliban zahlenmäßig überlegen, hatte die bessere Ausrüstung und wohl auch die bessere Ausbildung als die Taliban. Hätte das afghanische Militär wirklich den Willen gehabt, sich den Taliban entgegenzustellen, hätten diese nicht innerhalb solch kurzer Zeit wieder das gesamte Land eingenommen.
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Shiningmind
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#4

Beitrag von Shiningmind »

Mal ganz ehrlich und das wirkt erstmal krass was ich sage aber unser Verständnis von Menschlichkeit und Staat muss nicht mit dem Verständnis von Menschlichkeit und Staat anderer Kulturkreise gleich sein und wenn sich das afghanische Volk inkl. seiner Armee entscheidet, dass es ok ist ein islamisch fundamentalistisches Regime zu haben inkl. allen Konsequenzen wie Frauenfeindlichkeit und generell sexueller Ungleichheit usw. dann soll es so sein! Dann ist das die Art zu leben, wofür sich dieses Volk entschieden hat und ja…das kann man auf persönlicher Ebene fraglich finden aber letztendlich muss sich der Westen einfach klar machen, dass er in bestimmten Regionen dieser Welt einfach nichts zu melden hat, weil eben die westliche Philosophie im Hinblick auf Menschlichkeit und Staat sich nicht auf die ganze Welt übertragen lässt und weil sie für andere völkische Systeme einfach nicht funktioniert und man sich auch nicht anmaßen sollte, dass sie weltweit zu funktionieren hat….und genau diese Klatsche haben die USA und auch EU nun bekommen. Oder um es anders aus Sicht der Afghanen zu reframen: Die Taliban haben die Afghanen nun endlich vom Westen befreit!
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Zeratul
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#5

Beitrag von Zeratul »

Shiningmind hat geschrieben: 16. Aug 2021, 12:25 Mal ganz ehrlich und das wirkt erstmal krass was ich sage aber unser Verständnis von Menschlichkeit und Staat muss nicht mit dem Verständnis von Menschlichkeit und Staat anderer Kulturkreise gleich sein und wenn sich das afghanische Volk inkl. seiner Armee entscheidet, dass es ok ist ein islamisch fundamentalistisches Regime zu haben inkl. allen Konsequenzen wie Frauenfeindlichkeit und generell sexueller Ungleichheit usw. dann soll es so sein! Dann ist das die Art zu leben, wofür sich dieses Volk entschieden hat und ja…das kann man auf persönlicher Ebene fraglich finden aber letztendlich muss sich der Westen einfach klar machen, dass er in bestimmten Regionen dieser Welt einfach nichts zu melden hat, weil eben die westliche Philosophie im Hinblick auf Menschlichkeit und Staat sich nicht auf die ganze Welt übertragen lässt und weil sie für andere völkische Systeme einfach nicht funktioniert und man sich auch nicht anmaßen sollte, dass sie weltweit zu funktionieren hat….und genau diese Klatsche haben die USA und auch EU nun bekommen. Oder um es anders zu reframen: Die Taliban haben die Afghanen nun endlich vom Westen befreit!
Dem stimme ich grundsätzlich zu, weshalb ich auch schon immer den "Kampf gegen den Kommunismus" vor allem durch die USA mehr als fragwürdig fand.
Die Frage ist jedoch: Sehen das auch die Mädchen und Frauen in diesen Ländern so, die ja kein Teil des (in diesem Fall afghanischen) Militärs sind? Wenn das Militär und auch sonst die Männer in Afghanistan sich dazu bereit erklären unter einem Regime zu leben, das absolut frauenfeindlich ist, dann müssen die Frauen diese Entscheidung mittragen, ob sie wollen oder nicht.
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Shiningmind
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#6

Beitrag von Shiningmind »

Es liegt in der Verantwortung jeder einzelnen Person zu entscheiden wie sie leben will. Wenn eine Person unterdrückt wird, dann liegt es allein an ihr zu entscheiden wie sie mit der Situation umgeht. Sie kann sich mit anderen zusammentun, kann fliehen, kann zur Waffe greifen, kann mit ihrem Handeln ein Zeichen setzen, kann sich selbst umbringen, kann die Unterdrückung erdulden…..es gibt immer Optionen. So ist das Leben. So war es schon immer und so wird es immer sein. Leben ist Leid, ist Liebe, ist Veränderung, ist Verantwortung innerhalb eines Kontextes.Ich weiß noch nicht mal ob es die Frauen als Unterdrückung wahrnehmen…sondern vielleicht auch als Normalität. Auch für viele Frauen in unserem Land damals war es völlig normal Hausfrau zu sein. Viele sind es heute noch und ich behaupte, dass es möglicherweise auch viele gibt, die damit kein Problem haben.
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Cube
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#7

Beitrag von Cube »

In dem Gebiet namens Afghanistan gibt es kein einheitliches Volk. Die Grenzen Afghanistans sind noch ein Überbleibsel der westlichen Kolonialzeit, da konnte nie eine Art von nationaler Zugehörigkeit entstehen. Deshalb können die Leute dort einheitlich weder einer demokratisch gewählten Regierung noch der Übernahme der Taliban zustimmen. Das sind immer nur einzelne Völker in einem von Völkern durchzogenen Gebiet, die sich daran beteiligen.
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Shiningmind
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#8

Beitrag von Shiningmind »

Guter Punkt Cube. Es gab und gibt ja heute noch Regionen auf der Welt in denen es Völker bzw, Ethnien noch gar nicht gelungen ist ein System und eine Identität zu bilden, um daraus sowas wie einen Staat zu formen.
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Cube
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#9

Beitrag von Cube »

Halte im übrigen nichts von deiner Schuldzuweisung an die zukünftigen Opfer dieser Situation. "Verantwortung jeder einzelnen Person" ist ja in der Theorie schön und gut, aber für sowas muss es Gelegenheiten geben. Viele Leute dort können nicht fliehen. Vielleicht weil sie krank sind, vielleicht weil sie dann Ihre Familie verlieren, vielleicht weil ihnen das schlicht finanziell nicht möglich ist, vielleicht weil sie schon umstellt sind, vielleicht weil sie Kinder sind, vielleicht wollen sie bleiben um anderen Helfen, vielleicht sind alle Wege dicht, etc. usw.
Oder vielleicht schaffen sie es auch zu fliehen, nur um dann in einem Land zu stranden, dass sie wieder dahin abschiebt...
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Shiningmind
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#10

Beitrag von Shiningmind »

Das sind sehr viele Vielleichts. Für alles gibt es immer einen Preis, wenn man ein Ziel hat. Die Frage ist dann welchen Preis möchte und kann ich zahlen, um zu meinem Ziel zu gelangen. Wenn ich ein besseres Leben für mich und meine Familie will muss ich mich fragen was ich zu tun bereit bin und was ich bereit bin in Kauf zu nehmen. Es ist durchaus möglich, dass nicht alle Familienmitglieder mitkommen können. Dann muss ich mich fragen, ob ich alle mitnehme oder die die meine Entscheidung mittragen. Wenn ich krank bin, kann ich zumindest jetzt schon mal planen was ich mache, wenns wieder besser geht. Wenn ich nicht laufen kann, kann ich mir überlegen das beste aus dieser Situation zu machen. Der Mensch hat immer eine Wahl! Zu sagen, dass man keine Wahl hat, ist ebenso eine!
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Screw
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#11

Beitrag von Screw »

Shiningmind hat geschrieben: 16. Aug 2021, 12:25 Mal ganz ehrlich und das wirkt erstmal krass was ich sage aber unser Verständnis von Menschlichkeit und Staat muss nicht mit dem Verständnis von Menschlichkeit und Staat anderer Kulturkreise gleich sein und wenn sich das afghanische Volk inkl. seiner Armee entscheidet, dass es ok ist ein islamisch fundamentalistisches Regime zu haben inkl. allen Konsequenzen wie Frauenfeindlichkeit und generell sexueller Ungleichheit usw. dann soll es so sein! Dann ist das die Art zu leben, wofür sich dieses Volk entschieden hat
Das kann man nicht generalisieren. Wenn ich das hier lese, dann bezweilfle ich, dass sich alle für so ein Regime entschieden haben:
Aus Angst vor den Taliban waren laut Videos dutzende Menschen auf der Rollbahn neben den startenden Maschinen entlanggelaufen, manche klammerten sich an diesen fest.
In sozialen Medien wurden mit Entsetzen dann Videos geteilt, auf denen von den gestarteten Fliegern aus beträchtlicher Höhe fallende Menschen zu sehen sein sollen.
https://www.focus.de/politik/ausland/zw ... 93397.html
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Sun
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#12

Beitrag von Sun »

Shiningmind hat geschrieben: 16. Aug 2021, 15:01 Das sind sehr viele Vielleichts. Für alles gibt es immer einen Preis, wenn man ein Ziel hat. Die Frage ist dann welchen Preis möchte und kann ich zahlen, um zu meinem Ziel zu gelangen. Wenn ich ein besseres Leben für mich und meine Familie will muss ich mich fragen was ich zu tun bereit bin und was ich bereit bin in Kauf zu nehmen. Es ist durchaus möglich, dass nicht alle Familienmitglieder mitkommen können. Dann muss ich mich fragen, ob ich alle mitnehme oder die die meine Entscheidung mittragen. Wenn ich krank bin, kann ich zumindest jetzt schon mal planen was ich mache, wenns wieder besser geht. Wenn ich nicht laufen kann, kann ich mir überlegen das beste aus dieser Situation zu machen. Der Mensch hat immer eine Wahl! Zu sagen, dass man keine Wahl hat, ist ebenso eine!
Man mag eine Wahl haben sich gegen sowas zu wehren und dabei zu sterben oder sich unterzuordnen und doch kann man Opfer der Umstände und von Taten anderer Menschen sein. Die Frauen, die in dem Land geboren wurden haben sich ja nicht ausgesucht da geboren worden zu sein. Und würdest du zu vergwaltigten Frauen auch sagen, dass sie sich ja hätten anders anziehen sollen oder nachts nicht mehr allein unterwegs sein sollen?
Es ist ja richtig, dass wir uns nicht in anderen Ländern und Kulturen zu sehr einmischen sollen, aber den Opfern kann man dennoch helfen. Man kann mit Hilfsorganisationen ins Land und den Menschen die unter den Umständen leiden vor Ort helfen und man kann Menschen deren Leben bedroht ist durch die Taliban Schutz bieten. Tatenlos zusehen weil die Mehrheit der Bevölkerung dabei mitmacht müssen wir nicht, besonders weil wir mitverantwortlich für die aktuellen Umstände sind.
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Shiningmind
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#13

Beitrag von Shiningmind »

Sun hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:18
Shiningmind hat geschrieben: 16. Aug 2021, 15:01 Das sind sehr viele Vielleichts. Für alles gibt es immer einen Preis, wenn man ein Ziel hat. Die Frage ist dann welchen Preis möchte und kann ich zahlen, um zu meinem Ziel zu gelangen. Wenn ich ein besseres Leben für mich und meine Familie will muss ich mich fragen was ich zu tun bereit bin und was ich bereit bin in Kauf zu nehmen. Es ist durchaus möglich, dass nicht alle Familienmitglieder mitkommen können. Dann muss ich mich fragen, ob ich alle mitnehme oder die die meine Entscheidung mittragen. Wenn ich krank bin, kann ich zumindest jetzt schon mal planen was ich mache, wenns wieder besser geht. Wenn ich nicht laufen kann, kann ich mir überlegen das beste aus dieser Situation zu machen. Der Mensch hat immer eine Wahl! Zu sagen, dass man keine Wahl hat, ist ebenso eine!
Man mag eine Wahl haben sich gegen sowas zu wehren und dabei zu sterben oder sich unterzuordnen und doch kann man Opfer der Umstände und von Taten anderer Menschen sein. Die Frauen, die in dem Land geboren wurden haben sich ja nicht ausgesucht da geboren worden zu sein. Und würdest du zu vergwaltigten Frauen auch sagen, dass sie sich ja hätten anders anziehen sollen oder nachts nicht mehr allein unterwegs sein sollen?
Es ist ja richtig, dass wir uns nicht in anderen Ländern und Kulturen zu sehr einmischen sollen, aber den Opfern kann man dennoch helfen. Man kann mit Hilfsorganisationen ins Land und den Menschen die unter den Umständen leiden vor Ort helfen und man kann Menschen deren Leben bedroht ist durch die Taliban Schutz bieten. Tatenlos zusehen weil die Mehrheit der Bevölkerung dabei mitmacht müssen wir nicht, besonders weil wir mitverantwortlich für die aktuellen Umstände sind.
Ich würde der vergewaltigten Frau zunächst mein Mitgefühl ausdrücken und hoffen, dass sie einen Weg für sich finden wird, wo sie wieder Normalität erlebt. Dass man Menschen helfen und unterstützen kann, sehe ich ja auch aber was ich als falsch sehe ist, anderen Kulturen ihre Kultur und damit Staatsform und Werte überzustülpen. Das fühlt sich für die anderen wie Besatzung an und so war es ja im Grunde die letzten 20 Jahre in Afghanistan gewesen und Deutschland war im Grunde nur dort um seiner „Nato-Verpflichtung“ nachzukommen und nicht aus Idealismus. Was ich mir persönlich für den Islam und dem meisten islamischen Staaten wünsche ist im Grunde ein Luther bzw. eine Ereignis, dass die Ausübung des Glaubens reformiert wird und dadurch die gesellschaflichen Rollen mehr Freiheiten in ihrer Entfaltung haben aber das muss eben von innen kommen, damit das wirkt und sich ändert.
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Sun
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#14

Beitrag von Sun »

Nur mal so wie es in Afghanistan mal aussah: https://www.welt.de/vermischtes/article ... -Aera.html Die waren schon auf einem guten Weg.
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Ryudo
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#15

Beitrag von Ryudo »

Und dann kamen die religiösen Fanatiker, denen diese Entwicklung ein Dorn im Auge war. Wenn man mal überlegt, dass diese u.a. durch die USA und andere NATO-Mitglieder unterstützt wurden und wie es dann weiterging… die Welt ist echt verrückt.
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Zeratul
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#16

Beitrag von Zeratul »

Sun hat geschrieben: 17. Aug 2021, 10:38 Nur mal so wie es in Afghanistan mal aussah: https://www.welt.de/vermischtes/article ... -Aera.html Die waren schon auf einem guten Weg.
Ryudo hat geschrieben: 17. Aug 2021, 16:58 Wenn man mal überlegt, dass diese u.a. durch die USA und andere NATO-Mitglieder unterstützt wurden und wie es dann weiterging… die Welt ist echt verrückt.
Ich erinnere immer wieder an das hier:

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