Ich habe viel zu viel Zeit mit diesem Spiel verbracht - oder besser gesagt, mehr als ich ursprünglich wollte. Ich dachte, ich kann meinen Retromarathon mal für ein 15-Stundenspiel mit bescheuerter Prämisse unterbrechen, aber es wurden knapp 50, weil ich irgendwie nahezu alles machen wollte. Ich habe alle Nebenstory abgeschlossen, alle Kopfgelder kassiert (wobei ich die letzten nur gemacht hatte, weil ich statt Geld auf einen Erfahrungsbatzen gehoft hatte, wenn man alles macht, damit ich meine Figur voll aufleveln kann - ha nicht geklappt), bis auf einen alle Arenakämpfe gemacht (keinen Bock, das eine schwerer Turnier zu üben, dafür sind die Schiffschlachten nicht gut genug) und die meisten Crewmitglieder gesammelt - gerade wegen der Aufgabe fing ich überhaupt an, zu streunern. Individuell gestaltete Leute rekrutieren ist genau die Art von Sammelei, die ich mag, aber da habe ich trotzdem nicht alle gemacht. Bei zweien bin ich irgendwie nie über den geforderten Sammelgegenstand gestolpert und den Crazy Delivery-Typen wollte ich nicht, weil ich Crazy Delivery nicht abschließen wollte. Wer damals Crazy Taxi gespielt hat, wendet sich nach einer Partie Crazy Delivery mit Grausen von diesem Minispiel ab!
Oh, alle Inseln habe ich auch besucht!
Wie gefiel es mir nun? Lustigerweise eigentlich nur so lala. Es war halt echt die Prämisse, die mich hat dranbleiben lassen. Mir scheint es ein bisschen albern, dass das hier offenbar Kanon ist im Gegensatz zu Dead Souls damals, aber scheinbar dreht die Reihe eh ziemlich ab und die Yakuza sind inzwischen so etwas wie wohltätige grüne Engel geworden? Keine Ahnung, so richtig interessieren tut es mich auch nicht.
Ich will auch nicht ewig zu dem Spiel schreiben. Jetzt geht es einfach in Stichworten weiter:
- Die Hauptstory gefiel mit einem ganz guten Draht zwischen Quatsch und Ernst.
- Die Nebenstorys sind aber mindestens zu einem Drittel sehr fremdschämig.
- Das Spiel ist unangenehm sexistisch. Komischerweise konnte ich bei dem Crewmitglied, das im überaus knappen Badeanzug in die Schlacht zieht, der Albernheit wegen das Auge zudrücken, aber all die anderen fast immer sehr großen Brüste, die das Spiel dauernd sehr offensiv seine weiblichen Figuren präsentieren lässt und einige Nebenaufgaben, die offenbar auf abgelehnten Comedy-Skripts aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts basieren, ließen mich sehr oft die Nase rümpfen. Oder wenn ich an die eine Figur denke, die neidisch auf die Kolleginnen im Bordell wegen derer hübschen Kleidung ist...
- Das Spiel versagt als Piratenspiel eigentlich völlig. Lass es arcadig sein, aber wenn Wind überhaupt keine Rolle spielt, braucht es keine Segelschiffe. Jede Seefahrtsmap ist außerdem genau gleich aufgebaut, man startet im Süden und die Hauptlokalität ist gegenüber im Norden. Inselerkundungen schwanken zwischen engen Korridoren oder gleich nur einem Raum.
- Wenn man Spaß an den Seeschlachten sucht, muss man zwangsläufig die eine Nebenaufgabe absolvieren, den Kampf gegen eine gefürchtete Piratenbande. Ich würde es auch deswegen anraten, weil ausnahmslos alle etwas anders aussehenden Karten dort versteckt sind.
- Dass man sich mit der Quest und der gewonnenen Erfahrung das Balancing für den Rest des Hauptspiels versaut, ist bedauerlich, aber die Quest ist es trotzdem wert.
- Als Minispielgoldgrube ist dieses Spiel, wie die ganze Reihe, schon ziemlich toll. Ich habe auch alles mal ausprobiert.
- Das Pacing der Hauptstory ist ein bisschen kaputt; Man wird zur Eile gedrängt, aber kaum sticht man in See, beginnt die gleiche Figur, die eben zur Eile drängte, mit einem nicht überspringbaren mehrteiligen Tutorial zu einer neuen Nebenaufgabe. Ja, was denn nun? Eile oder Weile?
- Die Atmosphäre der Areale war ziemlich gut und die Grafik gefiel mir auch, einigen steifen Animationen von NPCs zum Trotz.
- Das Kampfsystem zu Fuß ist kompetente Prügelkost.
- Aber sie wird wieder überstrapaziert. Alle paar Meter trifft man auf Arschlöcher (die Bezeichnung des Spiels, nicht meine). Man bietet dem Spieler ein weitläufiges Areal mit ganz vielen Beschäftigungsmöglichkeiten und versucht permanent, jede Freude an der Bewegung darin zu zerstören. Im Gegensatz zu Judgment ist der gesenkte Schwierigkeitsgrad ein zweischneidiges Schwert - man muss sich nicht dauernd verarzten lassen, aber die Kämpfe sind noch sinnloser, wenn sie zum Ende kaum mal länger als zehn Sekunden dauern.
Würde die Reihe nur Storykämpfe bieten, mehr wie Shenmue, wer weiß, vielleicht würde ich zum Yakuza-Fan. Aber so ertrage ich maximal ein Spiel alle paar Jahre. Aber, na ja, ist auch ganz gut so, jede Karte über drei Spiele Minimum zu erkunden, kann meines Erachtens eigentlich auch nicht witzig sein.
Durch die ständigen Kämpfe wäre meine Wertung eine 6 von 10. Mehr als eine 7 von 10 wäre aber auch mit weniger häufigen Kämpfen nicht drin, dazu versaut es die neuen Spielelemente wie Seeschlachten zu sehr.